
Das Interesse am Zweiten Weltkrieg erfährt gegenwärtig neue Impulse, ebenso die Frage nach dem Gedenken an den Krieg und seine Opfer. Die infoclio.ch-Tagung 2024 vom 22. November 2024 thematisierte den Wandel der Erinnerungskultur und die schweizerischen Gedenkinitiativen. Sie blickte zudem auf den Umgang mit dem Krieg in weiteren europäischen Ländern und auf seine politische Instrumentalisierung.
Auf dieser Seite finden Sie Aufzeichnungen der Referate und einer Podiumsdiskussion, einen Bericht zur Tagung sowie die Beiträge der Blogreihe «Das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg in der Schweiz und ihren Grenzgebieten».
Begrüssung 2024

Den Zweiten Weltkrieg erinnern: nationale Entwicklungen
- ModerationLast NameSpätiFirst NameChristinaFunctionInstitutionInstitutionUniversität Freiburg
Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und die NS-Zeit in der Schweiz: Kontinuitäten und Brüche

- ModerationLast NamePeschanskiFirst NameDenisFunctionInstitutionInstitutionCentre national de la recherche CNRS
Mémoire collective de la Seconde Guerre mondiale en France

- ModerationLast NameKniggeFirst NameVolkhardFunctionInstitutionInstitutionFriedrich-Schiller-Universität Jena
Rolle rückwärts? Zu Renationalisierung, Reheroisierung und neuem Partikularismus in der deutschen Erinnerungskultur

Résumé en français par Enrico Natale
Résumé en français par Enrico Natale
- ModerationLast NameCanforaFirst NameLucianoFunctionInstitutionInstitutionUniversità degli studi di Bari Aldo Moro
Quando incominciò e quando finì la Seconda guerra mondiale

Das Gedenken zwischen digitalen Netzwerken und politischer Arena
- ModerationLast NameMakhortykhFirst NameMykolaFunctionInstitutionInstitutionUniversität Bern
Instrumentalisation of the Past in the Age of Android Historians. How AI (Re)writes the History of the Holocaust

- ModerationLast NameManucciFirst NameLucaFunctionInstitutionInstitutionUniversidade de Lisboa
Authoritarian Legacies and the Populist Radical Right

- ModerationLast NameMeyerFirst NameFabienneFunctionInstitutionInstitutionUniversität Freiburg
Schweizer Memorial für die Opfer des Nationalsozialismus: Erinnerungsort Bern

- ModerationLast NameThimmFirst NameBarbaraFunctionInstitutionInstitutionJüdisches Museum Hohenems
Schweizer Memorial für die Opfer des Nationalsozialismus: Vermittlungsort Rheintal und Vernetzung

- ModerationLast NameVallottonFirst NameFrançoisFunctionInstitutionInstitutionUniversité de Lausanne
Gérer un passé sensible : le Doctorat honoris causa attribué à Mussolini par l’Université de Lausanne

- ModerationLast NameTannerFirst NameJakobFunctionInstitutionInstitutionUniversität Zürich
Stolpersteine als Erinnerungskatalysatoren

- ModerationLast NameLoewyFirst NameHannoFunctionInstitutionInstitutionJüdisches Museum Hohenems
- ModerationLast NameSpuhlerFirst NameGregorFunctionInstitutionInstitutionArchiv für Zeitgeschichte
- ModerationLast NameTannerFirst NameJakobFunctionInstitutionInstitutionUniversität Zürich
- ModerationLast NameScheideFirst NameCarmenFunctionInstitutionInstitutionUniversität Bern
- ModerationLast NameVallotonFirst NameFrançoisFunctionInstitutionInstitutionUniversité de Lausanne
- ModerationModeration:Last NameHallamaFirst NamePeterFunctionInstitutionInstitutionUniversité Paris 1 Panthéon-Sorbonne
Podiumsdiskussion: Das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg in der Schweiz: Immer ein Schritt zu spät?

Der Bericht erscheint in Kürze
Im Vorfeld der infoclio.ch-Tagung sind in unserem Blog eine eine Reihe von Beiträgen erschienen, die sich mit dem Gedenken an den Zweiten Weltkrieg in der Schweiz und den benachbarten Ländern beschäftigen. Autorinnen und Autoren stellen aktuelle Projekte vor, verweisen auf online zugängliche Ressourcen und bieten Einblick in Debatten und historische Betrachtungen rund um die Erinnerungskultur.
Die Gamaraal Foundation präsentiert in der Ausstellung «The Last Swiss Holocaust Survivors» Portraits von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die den Holocaust überlebt haben. Die aufgezeichneten Gespräche sollen die Erinnerungen der letzten Holocaustüberlebenden in der Schweiz bewahren und so gegen das Vergessen angehen. Anita Winter, Präsidentin der Stiftung, stellt das Projekt vor.
An der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz gelegen, diente das ehemalige Seminar der Missionare von Saint-François de Sales in Ville-la-Grand während des Zweiten Weltkriegs als Ort des illegalen Grenzübertritts zwischen den beiden Ländern. 2022 wurde ein öffentlicher Gedenkpfad zugänglich gemacht, der die Geschichte des Ortes und einiger prägender Persönlichkeiten in Erinnerung ruft. Nadia Mugnier, Vorsitzende des Vereins PMF74, der dieses Projekt trägt, stellt die Initiative vor.
Stolpersteine sind kleine, im Boden verlegte Gedenktafeln, die an das Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Seit 2020 sind in der Schweiz über 40 solcher Stolpersteine gesetzt worden. Jakob Tanner beschreibt in seinem Beitrag dieses von Gunter Demnig konzipierte Kunst-, Geschichts- und Erinnerungsprojekt und bettet es in den schweizerischen Kontext ein.
Il «Percorso della Speranza» è un itinerario inaugurato nel 2023 lungo il confine tra Ticino e Italia, sulle rive del Lago Maggiore. Il suo scopo è quello di trasmettere ai visitatori la memoria di determinati eventi storici che hanno avuto luogo in questi luoghi durante la Seconda guerra mondiale. Raphael Rues e Nicoletta Mongini, ideatori dell'iniziativa, presentano gli obiettivi e le caratteristiche del progetto.
Der Verein Archimob entstand 1998 mit dem Ziel, ein Oral-History-Archiv aufzubauen und Zeugnisse über die Zeit des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz zu sammeln und zu archivieren. Bis heute wurden 555 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu ihren persönlichen, besonderen und alltäglichen Erfahrungen und Erlebnissen während des Kriegs befragt. Dominik Streiff stellt in seinem Beitrag Archimob und seine Entstehungsgeschichte vor.
Die an Frankreich grenzende Gemeinde Thônex im Kanton Genf war zwischen 1939 und 1945 Schauplatz zahlreicher Episoden im Zusammenhang mit den heimlichen Grenzübertritten zwischen den beiden Ländern. Emilie Fischer stellt den 2022 von der Gemeinde eingeweihten Gedenkweg vor, der die Geschichte der Personen und Ereignisse nachzeichnet, die diesen Ort geprägt haben.
Im Frühling 2023 hat der Bundesrat die Schaffung eines Schweizer Memorials für die Opfer des Nationalsozialismus in Bern beschlossen. Fabienne Meyer (Universität Fribourg) und Gregor Spuhler (Archiv für Zeitgeschichte der ETZH) erläutern in ihrem Beitrag, an wen dieser nationale Erinnerungsort erinnert und welches historische Wissen dort vermittelt werden wird.
Die Partisanenrepublik Ossola, die 1944 nahe der Schweiz gegründet wurde, existierte zwei Monate, bevor die «befreite Zone» von den faschistischen Truppen gewaltsam zurückerobert wurde, was einen Exodus von Flüchtlingen in die Schweiz auslöste. Jean-Noël Wetterwald erzählt von seiner Beschäftigung mit dieser Episode und dem Buch, das daraus entstanden ist.
David Brun-Lambert und Carole Harari präsentieren die Podcast-Dokumentationsreihe «À la frontière. L'accueil des réfugié·es en Suisse, 1940-1945.» Die Reihe beleuchtet zusammen mit Historikerinnen und Historikern verschiedene Aspekte der Aufnahme von Flüchtlingen in der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs. In den letzten beiden Episoden geht es um das Gedenken an diese Ereignisse.
Die Zurückweisung tausender jüdischer Flüchtlinge an den Schweizer Grenzen während des Zweiten Weltkriegs ist ein Thema, das lange Zeit aus dem nationalen öffentlichen Gedenken ausgeschlossen blieb. Charles Heimberg (Université de Genève) blickt auf die wichtigsten Etappen der Entstehung dieses Gedenkens, auf seine Zerbrechlichkeit und auf die Bedrohungen, denen es heute ausgesetzt ist.
Im Februar 1945 brachte ein Zug aus dem Ghetto Theresienstadt 1200 Jüdinnen und Juden, die von NS-Deutschland verfolgt wurden, nach St. Gallen. Anna Voser, Helen Kaufmann und Thomas Metzger geben Einblick in das Projekt «Zug in die Freiheit» der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (PHSG), das diese Befreiungsaktion und die Lebenswege der Geretteten untersucht und ein Vermittlungsangebot erarbeitet.
Ein Kooperationsprojekt zwischen dem Archiv für Zeitgeschichte (AfZ) und dem Verband Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen (VSJF) sichert Nachlässe von Holocaustüberlebenden und hält Erfahrungen und individuelle Geschichten mithilfe von Interviews fest. Bettina Zangerl (AfZ) beschreibt dieses Memorial-Projekt in ihrem Blogbeitrag.
Die Archäologie hat in jüngster Zeit begonnen, sich mit den Internierungslagern des Zweiten Weltkriegs zu beschäftigen. Géraldine Delley und Virginie Galbarini (Laténium) stellen die Ausstellung vor, die das Musée d'archéologie de Neuchâtel Laténium derzeit diesem Thema widmet.
Fabienne Meyer (Fribourg) zeichnet in ihrem Beitrag die Entwicklung der Schweizer Denkmallandschaft nach. Sie beschreibt dabei einen Paradigmenwechsel, der Mitte der 1990er Jahre infolge der Bergier-Kommission einsetzte, als auch kritische Erinnerungen an die Zeit des Zweiten Weltkriegs sag- und sichtbar wurden. Und sie bezeichnet die gegenwärtige Erarbeitung eines nationalen Erinnerungsortes für die Opfer des Nationalsozialismus in der Schweiz als zweite historiographische Zäsur.
Enrico Natale (directeur infoclio.ch, Berne)
Enrico Natale evient sur les raisons qui ont présidé au choix de la thématique du colloque 2024, entre les initiatives actuelles en Suisse et les nouveaux défis posés par la montée en puissance des partis d'extrême droite en Europe
Aus historiografischer Perspektive reflektiert Francesco Scomazzon (Milano) die Ambivalenz der italienisch-schweizerischen Grenze, einer, wie er schreibt, zerbrechlichen Barriere zwischen Faschismus und Demokratie. Das Gedenken daran könne dazu beitragen, der immer noch anhaltenden Unterschätzung des Faschismus entgegenzuwirken.