Vortrag von Prof. Dr. Jan-Friederich Missfelder
Wie kann man «zwischen den Zeilen» hören? Im Zuge der neuen Sinnes-Geschichtsforschung beleuchtet Jan-Friedrich Missfelder die Nachrichtenkultur der Vormoderne. Quer durch Europa zirkulieren gedruckte Liedblätter und bekannte Melodien. In Wirtshäusern wird spontan «überlut gsunge», die Obrigkeit fühlt sich bedroht. Ob Nachrichten von
Schlachtfeldern oder Spottgedichte auf gegnerische Fürstenhäuser, Themen und Stile sind in grosser Bandbreite vertreten. Im Vortrag von Jan-Friedrich Missfelder wird hörbar, wie sich diese flüchtige Nachrichten- und Konfliktkultur aus überliefertem Schriftgut rekonstruieren und deuten lässt. Und es wird laut darüber nachgedacht, was unsere
heutigen Voice Messages oder Sprachnachrichten damit zu tun haben.
Zur Person
Jan-Friedrich Missfelder ist SNF-Förderungsprofessor für Geschichte der Frühen Neuzeit am Departement Geschichte der Universität Basel. Er leitet das Forschungsprojekt «Macht der Stimme. Medien der Vokalität in der Frühen Neuzeit». Er studierte Geschichte, Musikwissenschaft und Politikwissenschaft in Göttingen, Leicester (GB) sowie an der Humboldt-Universität zu Berlin und wurde dort 2008 mit einer Arbeit zur politischen Ideengeschichte Frankreichs um 1600 promoviert.