Tipo di ricerca
Dottorato
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Jakob
Tanner
Istituzione
Neuzeit
Luogo
Zürich
Anno
2004/2005
Abstract
Angesichts der weltweiten Migration, den aktuellen Entwicklungen im Einbürgerungswesen westlicher Gesellschaften und dem in Frage gestellten national- und sozialstaatlichen Modell werden historische Untersuchungen zum Verhältnis von Staatsbürgerschaft, Nation und gesellschaftlichen Ein- und Ausschliessungsprozessen zunehmend relevant; im geschichtlichen Vergleich können die heutigen Strukturen und Tendenzen besser erklärt und verstanden werden. In meinem Dissertationsprojekt beschäftige ich mich mit der ausschliessenden und integrierenden Wirkungen der Institution "Staatsbürgerschaft" auf die Gesellschaft in der Schweiz zwischen 1848 und 1928. (Der Begriff "Staatsbürgerschaft" meint hier im Sinne des englischen Begriffs "citizenship" sowohl die Zugehörigkeit zu einem Staatswesen als auch die damit verbundenen freiheitlichen, politischen und sozialen Rechte sowie die Pflichten.) Dabei befasse ich mich in erster Linie mit der Frage, welche gesellschaftlichen Trennlinien durch die Bürgerrechtsgesetze, das Einbürgerungswesen und die mit der Staatsangehörigkeit verbundenen Rechte und Pflichten gezogen, verfestigt oder aufgelöst wurden. Zentral ist hierbei auch die Frage, wie die Staatsbürgerschaft zur Konstruktion der Geschlechterverhältnisse in der Schweiz beigetragen hat. Ein weiteres übergeordnetes Erkenntnisinteresse betrifft die Entstehung und den Wandel der Institution "Staatsbürgerschaft": Wie ist diese in ihrem Verhältnis zur "Nation", zur Entwicklung des schweizerischen Sozialstaats, zu wirtschaftlichen Transformationsprozessen sowie im Vergleich zur deutschen, französischen und englischen Staatsbürgerschaft zu erklären? Welche Wechselwirkungsprozesse sind dabei zu berücksichtigen? Für die Beantwortung der Fragen, die sich mit der Staatsangehörigkeit befassen, untersuche ich die Entstehung und den Inhalt des "Heimatlosengesetzes" von 1850 und der eidgenössischen Bürgerrechtsgesetze von 1876 und 1903 sowie kantonale bzw. kommunale Einbürgerungsakten. Auf der Ebene der staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten werden Quellen zu eidgenössischen Abstimmungen, zur Entstehung und zum Inhalt des ersten eidgenössischen Kranken- und Unfallversicherungsgesetzes (1911/12, Lex Forrer 1900) sowie Akten zur Einführung der allgemeinen Schul- und Wehrpflicht untersucht. Weiter bilden Fallbeispiele sowie Diskurse zeitgenössischer Akteure (Exponenten aus Politik und Wissenschaft, Arbeitervereinigungen, gemeinnützige Vereine) einen wichtigen Teil des Quellenkorpus. Methodisch legt die Untersuchung ihren Schwerpunkt auf die vergleichende Strukturgeschichte. Wo die Fragestellung und die Quellen es fordern, werden diskursanalytische und hermeneutische Methoden zur Anwendung gelangen. Publikation Von Dörräpfeln und Netzwerken. 80 Jahre Frauenzentrale Basel, 1916-1996. Basel 1997. Unpublizierte Lizentiatsarbeit Die Bürgerrechtsgesetze im Kanton Baselland von 1835 und 1877 als Indikatoren kantonaler, kommunaler und individueller Interessen. Lizentiatsarbeit Universität Basel 1995.