Der Generalstreik von 1918 war die grösste innenpolitische Krise der modernen Schweiz: 250.000 Streikende standen 100.000 Soldaten inmitten der Spanischen Grippe gegenüber. Die Interpretation dieses Streikt war umstritten: Handelte es sich um einen bolschewistischen Revolutionsversuch oder um eine legitime Volksmobilisierung? Willi Gautschi war der erste Historiker, der die Archive einsehen konnte und in den späten 1960er und 1970er Jahren Arbeiten vorlegte, die der geschichtswissenschaftlichen Einschätzung entscheidende Impulse verliehen. Séveric Yersin untersucht in seinem Buch «Willi Gautschi et la Grève générale de 1918», wie und wann die Historisierung des Streiks einsetzte - und damit auch die Frage, wie Geschichte geschrieben wird und wie sie sich in die zeitgenössischen Debatten einfügt.
Brigitte Studer (Bern) gibt in ihrer Rezension einen Überblick über das Buch und bezeichnet es als «willkommenen Beitrag zu einer historischen Disziplin- und Intellektuellengeschichte der Deutschschweiz». Yersins Ansatz, die Werkanalyse in den Kontext ihrer biografischen und akademischen Produktionsbedingungen zu stellen, erweise sich als überaus ergiebig, da so «nicht nur Gautschis Deutungen und Erkenntnisse nachverfolgt werden [können], sondern auch die Rolle seiner materiellen und sozialen Arbeitsbedingungen».
Die Rezension ist online und frei verfügbar auf infoclio.ch und HSozKult.
Brigitte Studer, Rezension zu: Yersin, Séveric: Willi Gautschi et la Grève générale de 1918. Un historien et son oeuvre en contexte, Lausanne 2023, in: infoclio.ch, 16.09.2024, <https://www.infoclio.ch/de/rez?rid=141287>.
