Der Beruf des Bergführers: Zeitzeugnisse aus den Führerbüchern von Vinzenz Bissig aus Unterschächen (UR) von 1925-1970

Cognome dell'autore
Nadin
Bissig
Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Christian
Rohr
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2022/2023
Abstract

Der Beruf des Bergführers – geprüfte Bergführerinnen gibt es in der Schweiz erst seit 1986 – ist und war bereits vor über einhundert Jahren ein breitgefächerter Beruf, welcher nicht nur körperliche und technische Fähigkeiten von den Berufstätigen forderte, sondern auch viele zwischenmenschliche und soziale Kompetenzen abverlangte. Bergführerbücher sind seit dem Jahr 1888 im Kanton Uri in Gebrauch und bieten den Tourist:innen Gelegenheit, von Bergführern geführte Touren schriftlich zu bestätigen und zu kommentieren. Die Masterarbeit befasst sich mit dem Bergführerwesen sowie mit der Frage, wie die Auflistung bzw. Bewertung der Dienstleistungen und der Person des Urner Bergführers Vinzenz Bissig vonstattenging. Bissig hatte während seiner 46-jährigen Bergführerlaufbahn drei ganze Führerbücher durch seine Gäste füllen lassen. In diesen fast 300 Einträgen finden sich Beschreibungen zu den durchgeführten Touren und zur Führungsart Bissigs.

Mit diesem Quellenbestand wird versucht, die von den Gästen gewünschten und gesuchten Eigenschaften eines Bergführers herauszuarbeiten, um somit ein Bild eines „idealen Bergführers“ aus der Sicht der Tourist:innen generieren zu können. Dabei stehen zum einen die technischen Fähigkeiten wie Klettertechnik, Orientierungssinn oder auch sicheres und ruhiges Führen, zum anderen aber auch die sozialen Kompetenzen im Vordergrund. Die Arbeit analysiert, welche Beschreibungen bei positiven Einträgen am meisten Gebrauch fanden. Die Zeugnisse weisen darauf hin, dass der Bergführer einen direkten und grossen Einfluss auf das Gelingen oder Scheitern einer Tour hatte. Dementsprechend befassten sich die Einträge oftmals ausführlich mit der Beschreibung des Bergführers und dessen Diensten.

Im Hinblick auf die sozialen Kompetenzen zeigte sich, dass Bissig sich auf jeden Gast und dessen Fähigkeiten neu einstellen und anpassen musste, um eine möglichst gute Führung gewährleisten zu können. Die Zeugnisse beschreiben etliche Charaktereigenschaften, Fähigkeiten und das Wesen von Bissig, welche von den Gästen fast ausschliesslich positiv aufgefasst und beschrieben wurden. Im Hinblick auf Bissigs technische Eigenschaften wurde er von den Gästen immer wieder als ausgezeichneter und erstklassiger Kletterer bezeichnet. Ebenfalls wurden sein guter Orientierungssinn sowie seine Sicherheit und Ruhe von den Tourist:innen in den Einträgen hervorgehoben. Bei besonders schwierigen und anspruchsvollen Hochgebirgstouren wurde Bissig gerade von S.A.C.-Mitgliedern als erstklassiger Führer mit grosser Trittsicherheit und ausgezeichneter Führungsart beschrieben. Auch in Bezug auf seine allgemeinen sozialen Kompetenzen brillierte Bissig nach den Aussagen in den Zeugnissen seiner Gäste. Sein warmes und kameradschaftliches Wesen, sein ruhiger Umgang, aber auch seine Anpassungsfähigkeit an die breite Palette seiner Kundschaft führten zu positiven Reaktionen seitens der Tourist:innen. In den 46 Jahren führte Bissig neben zahlreichen Sektionstouren des S.A.C. auch andere Gruppen, etwa Pfadfinder:innenabteilungen, Schulklassen oder ganze Familien. Auch etliche Privatpersonen, internationale Alpinist:innen oder sogar forschende Geologen nutzten die Dienste von Bissig. Im Laufe der Jahre bildete sich eine Art Stammkundschaft, die als klares Indiz für die gut ausgeführte Führungsarbeit Bissigs gelten kann. Mit Hilfe der erschlossenen und im Anhang transkribierten Quellen lässt sich erkennen, dass die Beschreibung eines „idealen Bergführers“ und die Ansprüche an jene Personen im Laufe der Jahre praktisch unverändert blieben, obwohl die unterschiedliche Herkunft sowie die Voraussetzungen der Tourist:innen unterschiedlicher nicht sein konnten.

Anhand dieser Karrierelaufbahn wird das Bergführerwesen in einem zweiten Teil mit dem Tourismus in der Region Schächental in Verbindung gebracht, um die Wechselwirkung und die gegenseitige Abhängigkeit dieser Branche mit dieser Dienstleitung aufzuzeigen. Die Arbeit bietet somit eine Ergänzung zu dem bereits ausführlich erforschten Themengebiet des Alpinismus und des Bergführerwesens und beleuchtet dabei eine noch nicht so ausführlich erforschte Region während des 20. Jahrhunderts.

Accesso al lavoro

Biblioteca

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