Graubünden und der Heimatschutz. Von der Erfindung der Heimat bis zur Renovation des Dorfes Guarda

Cognome dell'autore
Simon
Bundi
Tipo di ricerca
Tesi di laurea
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Philipp
Sarasin
Istituzione
Neuzeit
Luogo
Zürich
Anno
2011/2012
Abstract

Die Kritik an der Moderne hat viele Gesichter. Eines davon ist der Heimatschutz, der als Institution in der Schweiz seit 1905 gegen die neuen Architekturformen des 19. Jahrhunderts, gegen die Verschandelung der Landschaft durch Bergbahnen, Hotelbauten und Reklametafeln und gegen den Verlust der Volkskultur protestierte. Noch im gleichen Jahr wurde in Chur die Bündnerische Vereinigung für Heimatschutz gegründet. Doch nicht nur auf sie richtet sich der Fokus des ersten Teils dieser Untersuchung. Auch die rätoromanische Sprachbewegung wurde in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu einer eigentlichen Heimatbewegung, bevor im Lauf der 1920er Jahre weitere Vereinigungen in Graubünden am Heimatschutz-Diskurs teilnahmen. Zunächst soll dargestellt werden, mit welchen Bereichen von Kultur und Natur sich das Konzept «Heimatschutz» in diesen Vereinen beschäftigte. Dann interessiert mich die Frage, unter welchen Bedingungen die Vorstellung, Kultur- und Naturgüter seien aktiv zu schützen und zu erhalten, überhaupt möglich war. Dabei wird auch das Verhältnis des Heimatschutzes zu ähnlichen zeitgenössischen Diskursen zu klären sein, die mit demselben Wissen funktionierten.

Der zweite Zugang zum Thema Heimatschutz fokussiert vor allem auf Landschaft und Architektur und stellt die Frage, welche Kriterien ein Gebäude als schön und praktisch oder eine Landschaft als erhaltenswert erscheinen liessen. Gemäss diesen Vorgaben haben die Heimatschützer erhaltend und gestaltend interveniert. Da ihr Schreiben und Handeln immer Volkserziehung sein wollte, werden hier ebenso Fragen nach sozialer Macht virulent. Um solche geht es auch beim Konflikt um den Silsersee, wo sich ästhetische Kriterien mit wirtschaftlichen Interessen vermischten. Schliesslich gehört die Architektur des Heimatstils in diesen Fokus: Wie war diese Reformarchitektur mit dem Heimatschutz-Diskurs verwoben und wie profitierten seine Architekten von der Konjunktur dieses Konzepts?

Als Abschluss der Zeitspanne von 1905 bis zum Ende des 2. Weltkrieges interessiert mich die Renovation des Dorfes Guarda im Unterengadin zwischen 1939 und 1945. Unter der Voraussetzung von Kriegsgefahr und geistiger Landesverteidigung ist zu fragen, ob und inwiefern dieses heimatschützerische Grossprojekt im Sinne der bundesrätlichen «Kulturbotschaft» von 1938 das nationale Selbstbild der Schweiz fördern und wahren sollte. Aufgrund der aussenpolitischen Entwicklung wird jene Frage am brisantesten, die im Hintergrund die gesamte Untersuchung durchzieht: Wie verhält sich der Bündner Heimatschutz-Diskurs zum politischen Identitätsdiskurs Graubündens und der Schweiz?

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