Eine Eisenbahn für Erlach: «Jetzt oder Nie!»: Eine historische Policy-Analyse des Scheiterns der Eisenbahnprojekte im Raum Erlach zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Cognome dell'autore
Kevin
Vautrot
Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
PD Dr. phil
Daniel Marc
Segesser
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2022/2023
Abstract

Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Scheitern einer Reihe von Eisenbahnprojekten im Raum Erlach zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein Grossteil des verfügbaren Quellenmaterials bestand aus Dokumenten, die im Zusammenhang mit politischen Prozessen zwischen der Gemeinde, dem Kanton und dem Bund entstanden sind. Eine Vielzahl von Akten aus dem Gemeindearchiv von Erlach, dem Staatsarchiv des Kantons Bern und dem Bundesarchiv bildete entsprechend das Quellenkorpus.

 

Weil mit den vorliegenden Quellen die Untersuchung von politischen Prozessen im Vordergrund stand, bot es sich an interdisziplinär Ansätze aus den Politikwissenschaften heranzuziehen, nämlich die beiden Modelle des Policy Cycle und des Multiple Streams Ansatzes. Damit stand ein theoretisch-methodisches Framework zur Verfügung, welches der Autor für die Analyse an die konkreten Gegebenheiten einer historischen Arbeit anpasste.

 

Inhaltlich setzt die Arbeit ihren Beginn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sich die Rahmenbedingungen für die Gemeinden mit Blick auf die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie in Folge der Juragewässerkorrektion und den im Seeland damit verbundenen verbesserten Bedingungen grundlegend veränderten. In Erlach und Umgebung entstand ein zunehmendes Bewusstsein für die Bedeutung einer besseren Verkehrsanbindung. Im übrigen Amtsbezirk waren bereits mehrere Eisenbahnbauprojekte in Planung oder befanden sich bereits in Umsetzung. Das führte schliesslich auf lokaler Ebene zur Bildung von Interessensorganisationen, die sich dafür einzusetzen begannen, eine Eisenbahnverbindung nach Erlach auf die politische Agenda zu bringen.

 

In der Analyse zeigte sich in der Folge, an welchen Stellen des Policy Cycles eines jeweiligen Projektes aus welchen Gründen Probleme auftauchten. So gab es zum Beispiel politischen Widerstand in der Region. Einen Bau einer Linie Ins-Erlach-Le Landeron stand gegen die Interessen der Gemeinde La Neuveville, weil sie dadurch einen wirtschaftlichen Bedeutungsverlust gegenüber Le Landeron befürchtete. Wirtschaftliche und teilweise auch überregionale Aspekte spielten aber auch immer wieder eine Rolle. Das galt beispielsweise für Diskussionen über Verknüpfungen mit Bahnlinien von Bern nach Neuchâtel, von Freiburg nach Neuchâtel oder von Biel über Täuffelen nach Ins sowie für Projekte, die auch das Plateau de Diesse in die Planung miteinbeziehen wollten. Topographische und (linien-) technische Fragen führten ebenfalls immer wieder zu Diskussionen. In einem Fall – ganz zu Beginn – kam es sogar zu einem Rechtsverfahren, weil sich die Initianten des Komitees aus Erlach mit dem zuständigen Ingenieur zerstritten. Die technologische Entwicklung führte ebenso zu Anpassungen. Dazu gehörte eine Umstellung von einem Normalspurbahnprojekt auf ein Schmalspurbahnprojekt, was wieder um Projektanpassungen erforderlich machte und weitere zeitliche Verzögerungen zur Folge hatte. Es erstaunt daher wenig, dass die Bahnprojekte nur langsam vorankamen und die Verantwortlichen immer wieder eine Verlängerung der erteilten Konzession beantragen mussten.

 

Kurz vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges schien es dann, dass das Bahnprojekt nun doch endlich realisiert werden könne, wenn auch nur zwischen Ins und Erlach, während eine Weiterführung nach Le Landeron und/oder La Neuville vorerst zurückgestellt wurde. Im Frühsommer 1914 sprach sich die Gemeindeversammlung von Erlach bereits für die Umsetzung des Projekts aus und genehmigte die entsprechenden Gelder. Die anderen Gemeinden hätten im Verlauf des Herbstes 1914 folgen sollen, doch dazu kam es angesichts der Mobilmachung und der damit veränderten Problemlage der Gemeinden nicht mehr. Das Komitee aus Erlach verlängerte zwar die Konzession noch bis in die Mitte der 1920er Jahre, das Projekt hatte aber durch den Krieg den entscheidenden Rückschlag erlitten. Schliesslich führte dieser zusam- men mit der Entwicklung von Buslinien an dessen Ende dazu, dass nie eine Bahn nach Erlach gebaut wurde.

Accesso al lavoro

Biblioteca

I lavori accademici sono depositati nella biblioteca dell'università competente. Cerca l'opera nel catalogo collettivo delle biblioteche svizzere