Die Darstellung des Mithridates VI. Eupator Das Bild des pontischen Königs in den Quellentexten des römischen Reiches

Cognome dell'autore
Lino
Gross
Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Thomas
Späth
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2013/2014
Abstract
Seit rund drei Jahrzehnten befasst sich die althistorische Forschung vertieft mit der Sicht der Griechen und Römer auf andere Völker, auf das als fremd Wahrgenommene. Die dichotome Unterscheidung zwischen „zivilisiert“ und „barbarisch“ vermag dieses Verhältnis nicht angemessen zu erfassen. Die Arbeit untersucht Alterität und Alteritätswahrnehmung in den schriftlichen Quellen der griechisch-römischen Antike seit der Zeit der späten römischen Republik. Exemplarisch wird die Darstellung des Mithridates VI. Eupator aus Pontos untersucht, ein König, der zwischen 89 und 63 v. Chr. drei Kriege gegen Rom führte und sich in seiner Abstammung auf Alexander den Grossen genauso berief wie auf das Perserreich. Bisherige Studien zur den Mustern der Fremddarstellung waren stets auf einzelne Autoren ausgerichtet. Die Arbeit umfasst im Unterschied dazu vergleichend die Gesamtheit der römisch-griechischen Quellentexte zu Mithridates und eröffnet so eine neue Perspektive auf die Untersuchung von Alterität in der Antike. Die ausführlichsten Texte sind die Schriften von Appian, Plutarch, Cassius Dio, Florus und Pompeius Trogus. Grundlage der Arbeit ist die systematische Erfassung und vergleichende Kategorisierung der Aussagen zu Mithridates, wodurch sich sowohl wiederkehrende Topoi wie auch bei einzelnen Autoren isoliert vorkommende Elemente klassifizieren und bewerten lassen. Strukturiert wird die Analyse in die Untersuchung der Darstellung des Mithridates als Herrscher, als Kriegsherr und als legendäre Figur, die drei am besten fassbaren Rollen, die der König in antiken Quellen einnimmt. Das Bild des Mithridates ist eine stark personifizierte Fremddarstellung. Pontos wurde im Gegensatz zu Karthago nie als eine von seinem Herrscher unabhängige Macht dargestellt, weshalb Stereotypen und Vorstellungen, die mit Pontos und dem umliegenden Asien verknüpft sind, in Abhandlungen zu den mithridatischen Kriegen primär an der Person des Mithridates festgemacht wurden. Die Untersuchung zeigt, dass das Bild des „Fremden“ Mithridates keinesfalls einheitlich ist. So lassen sich anhand der Darstellung des Mithridates verschiedene Vorgehensweisen der Autoren festmachen, wie diese Alterität gestalten. Bei Plutarch beispielsweise ist festzustellen, dass Mithridates als Herrscher jegliche Stereotypen eines asiatischen Despoten in sich vereint: Er ist tyrannisch, verweichlicht und schwelgt im Luxus. Auch die meisten anderen Autoren stellen die Grausamkeit, mit der Mithridates am Hof regierte, als eine seiner prominentesten Eigenschaften dar. Aber dieses einseitige Bild wird auch relativiert: Im Umgang mit seinen Untertanen und eroberten Städten zeigt sich Mithridates etwa in den Darstellungen des Appian und des älteren Plinius als beliebter, geschickt agierender Herrscher, was dem stereotypen Bild eines Verhältnisses zwischen sklavischen Untertanen und tyrannischem König klar widerspricht. Bei solchen Untersuchungen muss auch der Einfluss der verschiedenen Textsorten auf die Darstellung des pontischen Königs berücksichtigt werden. So überrascht es nicht, dass Mithridates bei Plutarch, in dessen Viten des Pompeius und Lucullus er in der narrativen Funktion des Antagonisten auftritt, als Negativspiegel für die positiven Eigenschaften der römischen Generäle verwendet wird, oder dass Cicero in seinen Reden das Bild eines übermächtigen Aggressors Mithridates bedient, um seine politisch motivierte Argumentation zu stärken. Doch die Darstellungen des Mithridates beschränken sich nicht auf ein einfaches Feindbild; in zwei dem Mithridates zeitnahen römischen Quellen (Pompeius Trogus und Sallust) wird der König gar zum Sprachrohr der Kritik an Roms Aussenpolitik. Dabei, so eine These der Arbeit, wird die stereotype Fremddarstellung jeweils bewusst als Werkzeug im Dienste der Argumentationsstruktur der verschiedenen Texte verwendet. Je mehr Mithridates als Feind oder Antagonist auftreten soll, desto stärker wird seine Darstellung mit Feind- oder Orientstereotypen behaftet. Soll er aber als ernstzunehmender Kritiker Roms figurieren, so werden ihm bisweilen typisch römische Eigenschaften zugeschrieben. Beide Vorgehensweisen, sich mit einer als fremd empfundenen Figur zu befassen, die Abgrenzung und Stereotypisierung, aber auch die Projektion römischer Eigenschaften auf die Figur (wobei der Fremdartigkeit keine Rechnung mehr getragen wird), werden, wie die Arbeit aufzeigt, wiederholt von den antiken Autoren praktiziert. Eine differenziertere Sichtweise, welche sich zumindest im Ansatz mit der Fremdartigkeit des Subjekts Mithridates befasst, ohne diese zu karikieren, findet sich nur in längeren historischen Abhandlungen zu den mithridatischen Kriegen, namentlich denen von Appian und Cassius Dio. Die Arbeit versteht sich als Beitrag zur Alteritätsfor- schung der Antike, sie liefert einen Übersichtskatalog zu den Mithridatesbildern in den Quellentexten und zeigt am Beispiel des Mithridates VI. Eupator, auf welche verschiedenen Arten Fremd- und Feindbilder in antiken Quellentexten konstruiert werden.

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