Gemeinnütziges Handeln war in der Stadt Zürich um 1900 in liberal gesinnten Kreisen verbrei- tet. Philanthropisch aktive Personen organsierten sich in über 170 Vereinigungen, um die nega- tiven sozialen Begleit- und Folgeerscheinungen der Industrialisierung mit dem Einsatz von Zeit, Einfluss oder finanziellen Mitteln zu lindern. Im Gegensatz zu diesen ergriff die Stadt Zürich kei- ne grossen Anstrengungen zur Behebung der Missstände. Die städtischen Regierungsvertreter und die Behörden arbeiteten jedoch eng mit den privaten Vereinigungen zusammen. Im Jahre 1896 beauftragten sie den Verein der Freiwilligen und Einwohnerarmenpflege mit der Betreuung der hilfsbedürftigen Zugewanderten, die in Arbeiterquartieren unter erbärmlichen Zuständen lebten. Obwohl die Statuten den Verein als politisch und konfessionell neutral auswiesen, führ- ten vorwiegend protestantische Männer die Aufgaben aus. Die Freiwilligen- und Einwohnerar- menpflege nahm auch Kontroll- und Disziplinierungsaufgaben war. Die Exponenten des Vereins verordneten z.B. den Entzug der Niederlassungsbewilligung. Zudem arbeitete die Freiwilligen und Einwohnerarmenpflege eng mit einer Vielzahl anderer philanthropischer Vereinigungen zusammen. Im Jahre 1929 wurde der Verein aufgelöst und das Fürsorgeamt übernahm seine Aufgaben. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Gründungszeit der Freiwilligen und Einwoh- nerarmenpflege in den 1890er-Jahren bis zu ihrem Ende im Jahre 1929.
Das Netzwerk der Freiwilligen und Einwohnerarmenpflege der Stadt Zürich – Positionen und Praxis philanthropischer Vereinigungen während des sich formierenden Sozialstaates
Tipo di ricerca
Dottorato
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Brigitte
Studer
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2023/2024
Abstract
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