Blut(hoch)druck. Genealogie eines Symptoms

Cognome dell'autore
Manuel
Dür
Tipo di ricerca
Dottorato
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Monika
Dommann
Istituzione
Neuzeit
Luogo
Zürich
Anno
2019/2020
Abstract
Die pharmazeutische Industrie agiert spätestens seit 1945 in einem epidemiologischen, demographischen und damit letztlich kommerziellen Spannungsfeld – als zugleich aktiver Mitgestalter wie auch aus beobachtender und analysierender, vorausblickender und antizipierender Position. Insbesondere die pharmazeutische Industrieforschung ist als Schnittpunkt verschiedener Gesundheits- beziehungsweise Krankheitsdiskurse zu verstehen. Die arterielle Hypertonie – so die Arbeitshypothese des hier skizzierten Dissertationsprojektes – war aufgrund einer verstärkten Risikowahrnehmung der chronisch und degenerativ voranschreitenden Krankheitsbildern innerhalb des Gebiets der Herz-Kreislauferkrankungen für die pharmazeutische Industrie deshalb wissenschaftlich wie kommerziell nach dem Zweiten Weltkrieg von herausragender Bedeutung. Um diese komplexen Prozesse und Vielzahl an involvierten Akteurgruppen historisch- analytisch rekonstruieren zu können, soll die transnationale Herausbildung von Netzwerken zwischen den Industrielabors der Ciba in Basel und Summit (New Jersey), internationalen Ärztekongressen sowie europäischen und amerikanischen Kliniken untersucht werden. War die in den 1950er und 1960er Jahren entwickelte Reihe von Antihypertonika (Apresolin, Serpasil, Esidrex, Ismelin und Trasicor) die erfolgreiche Umsetzung frühzeitig erkannter unternehmerischer Opportunitäten? Wie gingen die inner- und interbetrieblichen Austauschprozesse zwischen den chemischen und pharmakologischen Labors einerseits, den Publizitäts-, Informations- und Werbungsdiensten sowie den Geschäftsleitungsstellen anderseits vonstatten? Hierbei soll die Rolle von international ausgerichteten Ärztekongressen in Europa und den USA, an welchen sowohl an Universitäten wie auch Industrielabors forschende Wissenschaftler teilnahmen, in ihrer Bedeutung als Treffpunkte mit spezifischer Definitionsmacht beleuchtet werden. Damit einhergehend wird schliesslich nach der Rolle der pharmazeutischen Industrie, mittels klinischer Studien und Vermarktungsstrategien auf die Definition des Krankheitsbildes und damit die Verschreibungspraxis in den Kliniken einzuwirken, gefragt. Wie wurde das in den 1960er Jahren geprägte Risikofaktorkonzept mit seinen ökonomischen, gesellschaftlichen und medizinisch-präventiven Konsequenzen implementiert? Wie reagierte Ciba wegen fehlenden Langzeitstudien auf allfällige Nebenwirkungen, die sich erst nach mehrjähriger Einnahmepraxis manifestierten? Im Dissertationsprojekt soll also versucht werden, die wissens-, unternehmens- und kulturhistorischen Aspekte der Entwicklung antihypertensiver Arzneimittel gleichermassen zu berücksichtigen respektive diese als integral miteinander verwobene Bedingungslage für ihre komplexe Genese zu denken. Ciba bietet sich dank ihrer bedeutenden Stellung in der Erforschung von frühen blutdrucksenkenden Wirkstoffen in den 1950er und 1960er Jahren und ihrer multinationalen Verflechtung als exemplarisches Analyseobjekt für die hier im Vordergrund stehenden Kategorien an. Methodologisch orientiert sich die Arbeit an neueren Ansätzen aus der Wissensanthropologie (Paul Rabinow) und Wissenschaftsforschung (Jon Agar). Das untersuchte Quellenkorpus ist entsprechend heterogen und besteht aus schriftlichen, bildlichen und filmischen Dokumenten aus schweizerischen und amerikanischen Archiven (Firmenarchiv Novartis AG, Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Schweizerisches Bundesarchiv, National Archives, Merck Archives)

Accesso al lavoro

Biblioteca

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