Blutbegierige Surseer und ein Basler Ketzer. Der Gerichtsprozess gegen Martin Duvoisin 1608

Cognome dell'autore
Manuel
Bühlmann
Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
André
Holenstein
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2011/2012
Abstract
Die Masterarbeit dreht sich um den Gerichtsfall gegen den Basler Bürger Martin Duvoisin in Sursee und die weitreichenden Folgen des Prozesses. Im Oktober 1608 wurde im luzernischen Landstädtchen Sursee der Passementweber und Händler Martin Duvoisin wegen Gotteslästerung hingerichtet. Duvoisin hatte sich auf der Reise zum Markt in Luzern katholischen Pilgern gegenüber abfällig über das Wallfahren und die Mutter Gottes geäussert und diese Aussagen im Surseer Gasthaus Sonne wiederholt. In der Folge liessen die Surseer Räte Duvoisin wegen seiner öffentlichen blasphemischen Äusserungen verhaften. Martin Duvoisin verweigerte den Widerruf. Nicht einmal die Aussicht auf eine Begnadigung konnte ihn dazu verleiten. Der Rat in Sursee verurteilte Duvoisin zum Tod durch das Schwert mit anschliessendem Verbrennen seiner Leiche. Die Hinrichtung rief heftige politisch-diplomatische und publizistische Reaktionen von reformierter Seite hervor. Öffentlich wurde der Vorfall durch den Druck eines Berichts von zwei Berner Schulmeistern. Die beiden waren zufällig am Tag der Verurteilung und der Hinrichtung Duvoisins in Sursee und publizierten in der Folge ihre Beobachtungen als Augenzeugen. Die Kritik von reformierter Seite am Prozess liess nicht lange auf sich warten: Der Basler Rat sowie der Basler Kirchenvorsteher Johann Jacob Grynaeus kritisierten das überhastete Vorgehen der Räte in Sursee und Luzern und unterstellten diesen konfessionspolitische Motive. Darin schwang implizit der Vorwurf einer Verletzung des eidgenössischen Landfriedens mit. Die Affäre um den hingerichteten Duvoisin dehnte sich innert kurzer Zeit auf weitere eidgenössische Orte aus. Dazu trug auch der Luzerner Rat bei, der eine gedruckte Gegendarstellung zum Bericht der Berner Schulmeister in Umlauf brachte. Darin rechtfertigten die Luzerner ihr eigenes Verhalten wie auch das Vorgehen ihrer Untertanen in Sursee. Darauf folgten verschiedene Gedichte und Spottlieder von reformierter Seite und der Druck der Grynaeischen Leichenpredigt. Der Basler Antistes Johann Jacob Grynaeus hielt kurz nach der Hinrichtung Duvoisins im Basler Münster eine Predigt zu Ehren des Verstorbenen, worin er die Rechtmässigkeit des Gerichtsfalls anzweifelte und den Hingerichteten zum Märtyrer erklärte. Grynaeus liess die Predigt in verschiedenen Versionen verbreiten – unter anderem auch in einer niederländischen Übersetzung. Doch nicht nur Grynaeus, sondern auch die übrige reformierte Publizistik erhob Duvoisin in den Stand eines Märtyrers. Damit ging der implizite Vorwurf an die Luzerner Räte einher, den christlichen Glauben zu verfolgen. Zwischen Dezember 1608 und Juni 1609 wurde die Affäre Duvoisin auf mehreren konfessionellen Konferenzen und einer gemeineidgenössischen Tagsatzung thematisiert. Der Konflikt konnte letztlich friedlich beigelegt werden. Dazu beigetragen haben einerseits das allgemeine Desinteresse der unbeteiligten Orte beider Konfessionslager an einer Eskalation und andererseits Vorschläge des Vororts Zürich für die Verbesserung der zwischenörtlichen Informationspolitik bei künftigen Situationen dieser Art. Die Fallstudie zeigt das spannungsgeladene Zusammenleben der beiden konfessionellen Lager in der Eidgenossenschaft um 1600 und gibt Einblicke in das Konfliktmanagement der Orte. Der erste Teil thematisiert den frühneuzeitlichen Begriff der Gotteslästerung sowie den politischen und juristischen Rahmen des Vorfalls. Darüber hinaus werden die Hintergründe zum Gerichtsprozess gegen Martin Duvoisin erläutert. Die Reaktionen auf die Hinrichtung des Basler Bürgers werden in einem zweiten Teil dargelegt. Insbesondere wird die Frage geklärt, welche Akteure sich mit welchen Argumenten in die Debatte einschalteten, die in der diplomatischen Korrespondenz sowie in der Öffentlichkeit ausgetragen wurde. Der dritte Teil handelt von den Bestrebungen, den Konflikt einzudämmen und eine Eskalation zu verhindern. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der konfessionellen und der gemeineidgenössischen Tagsatzung. Die Bemühungen von reformierter Seite, Duvoisin genauso im Fokus wie die abwehrenden Reaktionen zum Märtyrer zu erklären, stehen im letzten Teil der Luzerner Obrigkeit.

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