In der übergeordneten Frage, wie die deutsche Bevölkerung versuchte, demokratisch zu werden, findet sich der eigentliche Antrieb meines Projekts. Diese Frage hat in der Geschichtswissenschaft gewiss viel Aufmerksamkeit erfahren. Mein Beitrag liegt jedoch darin, zu zeigen, dass die Deutschen Demokratie für etwas hielten, das gelebt werden musste, für etwas, das sich im Prozess zu vollziehen hatte. Und dieses Demokratie-Leben – so meine zentrale These – war ein Projekt der sozialen Nähe. So zeige ich auf, wie in Westdeutschland Konzepte der sozialen Nähe wie Nachbarschaft, Gruppe, Gemeinschaft oder Familie auf der einen Seite mit Vorstellungen von Demokratie, Politik, Volk und Staat auf der anderen mit einander verschmolzen waren und das Handeln der Menschen bestimmte. Diese Einblicke in die gelebte Demokratie sind somit Zeugen der Neuvermessungen des Verhältnisses von Individuum und Kollektiv nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes und seiner „Volksgemeinschaft“. Wie diese Neuvermessungen Wissenschaftler, das alltägliche Leben und staatliche Institutionen betrafen und damit den Suchvorgang nach einem demokratischen Miteinander hervorbrachten, ist der zentrale Gegenstand dieser Studie.
Arbeit am Wir. Die Gestaltung sozialer Nahbeziehungen als Beitrag zur Demokratie in Westdeutschland (Arbeitstitel)
Tipo di ricerca
Dottorato
Stato
laufend/en cours
Cognome del docente
Prof.
Svenja
Goltermann
Istituzione
Historisches Seminar
Luogo
Zürich
Anno
2023/2024
Abstract