50 Jahre Frauenstimmrecht in Wissenschaft und Museum: Historiografische Entwicklungen und inszenatorische Praxis

Das begangene 50-jährige Frauenstimmrechtsjubiläum 2021 war in der Schweiz nicht nur Anlass vieler Museumsausstellungen und (populär-)wissenschaftlicher Untersuchungen, sondern stellte für diese Masterarbeit auch den Ausgangspunkt für eine historiografische und museologische Analyse. In diachroner Sichtweise wurden Entwicklungen in knapp 50 Jahren Geschichtsschreibung nachgezeichnet und aktuelle Forschungstendenzen ausgemacht. In einer synchronen Perspektive gerieten gegenwärtige Ausstellungspraxen in den Fokus. Diese gaben Aufschluss darüber, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse in die vier ausgewählten Museumsausstellungen von Arbon, Bern, Luzern und Zürich aufgenommen wurden. Weiter war zu fragen, wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse in den Ausstellungen inszeniert wurden und welche Narrative dargestellt wurden. Ausgehend von diesen Fragestellungen liess sich in der Untersuchung u.a. feststellen, dass die in der Forschung mittlerweile breit etablierte geschlechtergeschichtliche Perspektive für die Museumsausstellungen nicht eingenommen wurde. Vielmehr stellte sich das Thema Frauenstimmrecht als ein frauenspezifisches und somit frauengeschichtliches dar. Die soziale Konstruiertheit von Geschlecht wurde in den Ausstellungen kaum reflektiert. Aufgrund der schlechten materiellen Ausgangslage, die geschlechter- oder hier frauengeschichtliche Ausstellungsvorhaben erschweren dürfte, wurde für die Darstellungen häufig auf Frauenkleider oder Frauenpuppen zurückgegriffen. Dabei reproduzierten diese auf materieller Ebene weibliche Stereotypen, die auf der inhaltlich-textlichen Ebene kritisiert wurden. Denn: In allen Ausstellungen wie auch in der betrachteten Forschungsliteratur wurde das fehlende Frauenstimmrecht als diskriminierender Zustand aufgefasst und der den Frauen abgesprochene (staatsbürgerliche) Subjektstatus problematisiert.