CfP: Geschichte des Kapitalismus

28. März 2024
Call for papers

Jahrestagung der SGWSG, 13. September 2024, Berne

Der Fall der Berliner Mauer, die Finanzkrise von 2008, die wachsende Einkommens- und Vermögensungleichheit, die Rückkehr Chinas an die Spitze der Weltwirtschaft nach einer langen Pause und die Klimakrise bilden den Hintergrund des bemerkenswerten Aufschwungs der Forschung zur Geschichte des Kapitalismus. Entstanden ist diese historiographische Erneuerung in den Vereinigten Staaten, inzwischen hat sie sich aber weit über Nordamerika hinaus ausgebreitet. Diese "New History of Capitalism" umfasst sowohl akademische Publikationen – wie die Fülle an neuen Büchern und Artikeln zu diesem Thema beweist – als auch die universitäre Lehre. Oder wie die New York Times 2013 nicht ohne Ironie feststellte: "In History Departments, It's Up With Capitalism". Dies beschränkt sich jedoch nicht auf die Geschichte; auch die Sozial-, die Wirtschafts- oder die Rechtswissenschaften interessieren sich für die Problematik der Geschichte des Kapitalismus.

Im Rahmen ihrer Jahrestagung 2024 schlägt die Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (SGWSG) vor, sich mit dem Thema der Geschichte des Kapitalismus auseinanderzusetzen und die dynamischen Wechselwirkungen zwischen den wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Sphären zu verstehen, die den Aufstieg des Kapitalismus begünstigt haben. Wir interessieren uns insbesondere für Beiträge, die die Entstehung und Entwicklung des Kapitalismus in der Schweiz illustrieren und die Rolle und/oder Position der Schweiz in der Geschichte des Kapitalismus thematisieren. Ebenso erwünscht sind Beiträge, die die Relevanz und/oder das Interesse, diese Geschichte aus helvetischer Sicht zu schreiben, reflektieren. Die neuere Forschung betont auch, dass die Geschichte des Kapitalismus über nationale Grenzen hinausgeht und auf globaler Ebene betrachtet werden muss, um die transnationalen und internationalen Einflüsse zu erfassen, die Wirtschaften und Gesellschaften geformt haben. Diese Dimension wird ebenfalls in der von der SGWSG organisierten Konferenz berücksichtigt.

Wir möchten insbesondere zwei Denkrichtungen skizzieren, die die Beitragsvorschläge an das Organisationskomitee leiten können.

Erstens: Die Geschichte des Kapitalismus erstreckt sich über einen langen Zeitraum. Wie kann man den Schweizer Fall oder die Schweiz als Beobachtungspunkt nutzen, um die verschiedenen Formen besser zu verstehen, die der Kapitalismus angenommen hat – von seinen Ursprüngen in den begrenzten Sphären des Handels und des Geldaustauschs über seine Expansion und das Vordringen in die Sphäre der materiellen und industriellen Produktion bis hin zur Gegenwart, in der der Kapitalismus zahlreiche Facetten des sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Lebens ordnet und beherrscht. Was sind die spezifischen Merkmale der Entwicklung des Kapitalismus in der Schweiz? Unser Ziel ist es, Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Epochen, von der Antike über das Mittelalter bis zur Gegenwart, zu diesen Themen in einen Dialog zu bringen. Die SGWSG wünscht sich zudem einen interdisziplinären Austausch und begrüsst Vorschläge von Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler:innen, die historische Dimensionen in ihre Forschung einbeziehen.

Zweitens: Ermöglicht die "neue Geschichte des Kapitalismus", Schlüsselthemen der Schweizer Geschichte neu zu beleuchten oder zu erneuern? Wenn ja, welche Gebiete eignen sich am besten für diese neue Forschung? Von der Geschichte der Arbeit über die Geschichte der Kommerzialisierung der sozialen Beziehungen, der Rolle der Unternehmen und den komplexen Beziehungen zwischen dem Staat und der Welt des Kapitals, bis hin zu Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, Umweltschäden, der Entwicklung der Repräsentationen des Kapitalismus und den Veränderungen der Konsumgewohnheiten – die Themen, die die SGWSG während dieser Konferenz ansprechen möchte, sind zweifellos zahlreich und vielfältig. Die Formen des Widerstands gegen die Veränderungen der wirtschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Beziehungen, die während des Aufkommens und der Konsolidierung des Kapitalismus entstanden sind, können ebenfalls an der Konferenz angesprochen werden.

Praktische Informationen und Kontakt

Bitte senden Sie Ihren Beitragsvorschlag (max. 1 A4-Seite, inkl. Kurzbiografie) bis Donnerstag, den 28. März 2024 an silvia.rodriguezcastellano@uzh.ch. Sie erhalten bis Mitte April 2024 eine Antwort sowie weitere Informationen über die Organisation der Jahrestagung. Vorbehaltlich eines positiven Peer Reviews ist eine Veröffentlichung der Beiträge geplant (siehe http://hist-ecosoc.ch/publi/).

Organisationskomitee/Kontakt: thomas.david@unil.ch (Lausanne), matthieu.leimgruber@uzh.ch (Zürich)

Donnerstag, 12. September 2024: Doktorandentreffen "Geschichte des Kapitalismus" in Bern

Am Vorabend der Konferenz planen wir, für interessierte Doktorandinnen und Doktoranden eine halbtägige Diskussionsveranstaltung mit den Key Note Speakers zu organisieren. Diese Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit der Basel Graduate School of History, dem Doktoratsprogramm Geschichte der Universität Zürich und dem Programme doctoral en histoire contemporaine (PDHC) der Westschweizer Universitäten organisiert. Wenn Sie an diesem Doktorandentreffen teilnehmen möchten, geben Sie dies bitte in Ihrem Beitragsvorschlag an.

Organisiert von
Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Kontakt

Matthieu Leimgruber

Zusätzliche Informationen

Kosten

CHF 0.00