Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit den Olympischen Spielen 1936 in Berlin, welche die nationalsozialistische Führung für Propagandazwecke missbrauchte. Anhand dieses als Spiegel genutzten Sportevents untersucht sie die Beziehungen zwischen der Schweiz und dem NS-Regime. Olympische Spiele oder andere grosse Sportanlässe stehen in jüngerer Zeit wiederholt mit dem Vorwurf des „Sportswashing‟ in der Kritik. Die Untersuchung geht folglich auf den Umstand ein, dass dies kein neues Phänomen ist und befasst sich mit einem bisher wenig beachteten Thema rund um die Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland in der Zeit zwischen der Machtübernahme Hitlers und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Ziel der Arbeit ist es, anhand der Olympischen Spiele die Positionierung der Schweiz zu Deutschland im Jahr 1936 auszumachen und damit zur Sensibilisierung der politischen Bedeutung von grossen Sportanlässen beizutragen. Mit ihrem Untersuchungsdesign unterscheidet die Arbeit dabei bewusst zwischen der offiziellen Haltung der Bundesregierung und der Haltung einer medialen Öffentlichkeit, wobei sie sich jeweils auf unterschiedliche Quellentypen stützt. Während offizielle Dokumente aus der Bundesverwaltung die offizielle Perspektive aufzeigen, legt der Autor mit Blick auf die mediale Öffentlichkeit eine Analyse von vier Deutschschweizer Zeitungen vor, nämlich der Neuen Zürcher Zeitung, des Bund, des Vaterland sowie der Berner Tagwacht. Damit versucht die Arbeit auch unterschiedliche politische Milieus in den Blick zu nehmen. Sowohl die offizielle Schweiz wie auch ein Grossteil der bürgerlichen Presse verfolgten einen ausgesprochenen Neutralitätskurs. Dagegen war die Haltung des sozialdemokratisch wählenden Teils der Bevölkerung gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland wesentlich kritischer, wie die Analyse der Berner Tagwacht zeigt. Sicherlich spielte dabei auch das Machtungleichgewicht zwischen Deutschland und der Schweiz eine wichtige Rolle. Die Regierung wie die dieser nahestehenden bürgerlichen Zeitungen hielten sich bewusst mit deutlicher Kritik am NS-Regime zurück. Eine Ausnahme bildete dabei für das konservative Vaterland einzig der Punkt der Religion, in welchem auch sie Kritik am NS-Regime äusserte. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Regierung wie auch die regierungsnahen bürgerlichen Parteizeitungen sich wohl stärker zurückhielten als dies ihrer Wählerbeziehungsweise Leserschaft mit Blick auf das politische Regime entsprach. Der Sport und dessen Inszenierung eignete sich zudem nur begrenzt als ein Feld für Kritik am NS-Regime, da hier Unterschiede weniger gewichtig waren als in anderen Feldern.
Olympia 1936: Die schweizerische Haltung gegenüber dem NS-Regime im Spiegel eines sportlichen Grossanlasses
Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
PD Dr. phil
Daniel Marc
Segesser
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2022/2023
Abstract