Zu den Jugendunruhen in Zürich in den frühen 1980er Jahren wurden bereits verschiedene Arbeiten geschrieben. Der grösste Teil der Arbeiten befasste sich mit schriftlichen Quellen. Die Masterarbeit wollte durch den Fokus auf bildliche Quellen einen alternativen Zugang zu diesem Thema finden. Dazu wurden Fotografien von Olivia Heussler als Quellengrundlage verwendet. Heussler, die als freie Fotografin der Jugendbewegung nahe stand, erschuf ein privates Archiv mit unzähligen Bildern der Jugendunruhen in Zürich. Aus diesem privaten Archiv wurden 42 Bilder für den Forschungsprozess ausgewählt. Diese 42 Bilder wurden in 14 Bildserien (Bilder desselben Tages) zusammengeschlossen. Diese 14 Bildserien verteilten sich über den Untersuchungszeitraum der Jugendunruhen zwischen Mai 1980 und Januar 1982. Die 14 Bildserien wurden anhand der wissenschaftlichen Literatur in fünf Phasen aufgeteilt. Die Bilder wurden nach einer gewissen Systematik miteinander verglichen, um gemeinsame „Aussagen“ zu entdecken. Anhand der Auswertung der Bilder wurden die gesellschaftlichen Gräben, die den Jugendunruhen zugrunde lagen, herausgearbeitet. Dabei fiel vor allem ein anderes Verständnis der Demokratie seitens der Jugendbewegung auf. Ausserdem konnte man die Forderung nach einem autonomen Jugendzentrum und ein Benennen der Problematik der Wohnungspolitik in der Stadt Zürich erkennen. In einem weiteren Schritt wurde auf die Darstellung der Bewegung selbst eingegangen. Diese wurde vor allem als Menschenmasse dargestellt. Einzelne Akteur:innen erhielten auf den untersuchten Bildern nur wenig Aufmerksamkeit. Die Jugendbewegung wurde als eine Einheit dargestellt. Jedoch konnten während der Gesamtheit des Untersuchungszeitraums mehrere Veränderungen in der Darstellung der Jugendbewegung gezeigt werden. Die meisten dieser Veränderungen korrelierten damit, ob das geforderte autonome Jugendzentrum zum Zeitpunkt der Aufnahmen geöffnet war oder nicht. Das autonome Jugendzentrum wurde im Untersuchungszeitraum zweimal geöffnet und dreimal geschlossen, was grosse Unterschiede in der Mobilisierungsfähigkeit der Bewegung mit sich zog. Es konnte gezeigt werden, dass die Bewegung in den Phasen, als das autonome Jugendzentrum geschlossen war, vor allem auf Grossdemonstrationen setzte, während in den Phasen, in welchen das autonome Jugendzentrum geöffnet war, vor allem kleinere, kreative Aktionen durchgeführt wurden. Diese Aktionen wurden von einem kleineren Teil der Bewegung getragen als die Grossdemonstrationen. Es wurde entsprechend die These aufgestellt, dass ein Teil der Jugendbewegung sich nur den Aktionen anschloss, solange die (Wieder-)Eröffnung des autonomen Jugendzentrum die zentrale Forderung der Bewegung war.