Zwischen 1985 und 2000 fand eine parteiinterne Transformation der Schweizerischen Volkspartei (SVP) statt. Unter der Leitung von Christoph Blocher gewann der „Zürcher Flügel‟ immer stärker an Dominanz und begann, die „Berner Sektion‟ zu verdrängen. Diese zwei Bezeichnungen fungieren als Sammelbegriffe, da mitunter auch Berner Exponent:innen der Zürcher Position zugerechnet werden konnten und umgekehrt.
Damit ging auch ein politischer Schwerpunktwechsel mit einher: Der ursprünglich bürgerliche und landwirtschaftliche Schwerpunkt verlor an Stellenwert und wurde mit einer Fokussierung auf Immigrationsthemen ersetzt. Mit der Lancierung der ersten eigenen Volksinitiative „gegen die illegale Einwanderung‟ übernahm die Anti-Immigrationspolitik endgültig die Vormacht.
Bei dieser Neuorientierung setzt diese Masterarbeit an und untersucht anhand der 1987 frisch gegründeten Parteizeitschrift SVPja, wie Politiker:innen der SVP zu der zunehmenden Politisierung von Immigration Stellung nahmen. Der für diese Arbeit verwendete Quellenbestand erlaubt somit einen neuen Blick auf die Geschichte der SVP, denn bisher hat sich die Forschung noch kaum mit diese Parteizeitschrift befasst.
Zur Analyse verwendet die Arbeit eine historisch-hermeneutische Methodik. Die Artikel werden mit Rückgriff auf Sekundärliteratur analysiert und verglichen. Untersucht werden sämtliche Ausgaben der SVPja von 1987 – 1988 und 1992 – 1996. Der erste Untersuchungszeitraum behandelt die Standpunkte der SVP zur Immigration während der Überfremdungsinitiative der Nationalen Aktion. Verglichen werden die Forderungen mit den eigenen Bemühungen, eine eigene Volksinitiative zur Asylthematik zu lancieren. Der Startschuss fiel hierfür mit dem Sammeln von Unterschriften 1992 und endete mit der Volksabstimmung 1996. Dabei fokussiert sich die Untersuchung auf vier Kernthemen: Arbeitsmigrant:innen, Ausländer:innen, Asylant:innen und Flüchtlinge sowie Bedrohungsängste.
1987 – 1988 erhoffte sich die Partei, durch die Immigration den Wirtschaftsstandort der Schweiz zu stärken. Eine Hoffnung, welche insbesondere von der „Berner Sektion‟ vertreten wurde. Dies änderte sich jedoch in den 1990er Jahren, als der „Zürcher Flügel‟ immer stärker in den Vordergrund rückte und die Schweizer Wirtschaft als zu attraktiv und die Arbeitsmigrant:innen als eine Konkurrenz für Schweizer Arbeiter:innen darstellte.
Kontrastierend zu den 1980er Jahren forderte die SVP nun eine isolationistische Aussenpolitik, trotz einzelner Gegenstimmen innerhalb der Partei. Verstärkt begann die SVP, eine rechtspopulistische Rhetorik zu übernehmen Mit der eigenen Asylinitiative „gegen die illegale Einwanderung‟ von 1996 knüpfte die SVP an den vorherigen Überfremdungsinitiativen an. Dieser Wechsel steht in einem Kontrast zur Parteipolitik der 1980er Jahre.
Allgemein begann die SVP im untersuchten Zeitraum immer stärker, Ausländer:innen mit Bedrohungsszenarien zu verknüpfen. Insbesondere wurden sie für die Drogenproblematik und die Kriminalität verantwortlich gemacht. Ab den 1990er Jahren begann die Partei zunehmend eine rechtspopulistische Rhetorik zu verwenden und stellte eine restriktive Asylpolitik als einzige Lösung dar.
Zusammenfassend bestätigt die Analyse der SVPja, dass die SVP von 1987 bis 1996 ihren politischen Schwerpunkt immer stärker auf Themen der Immigration richtete und hierbei einen rechtspopulistischen Standpunkt vertraten. Doch zeigen die Artikel auch einen andauernden, innerparteilichen Konflikt zwischen dem „Berner‟ und dem „Zürcher Flügel‟, welcher schliesslich zugunsten des letzteren ausfiel.