Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Dr. habil.
Carmen
Scheide
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2020/2021
Abstract
Die DDR war während des Kalten Kriegs keineswegs ein isolierter Staat ohne jegliche Partizipation auf den internationalen Märkten. Ob Energieträger, Nahrungsmittel oder Konsumgüter, in vielerlei Hinsicht war die Demokratische Republik nicht nur von ihrem grossen Bruder, der Sowjetunion, oder anderen sozialistischen Staaten abhängig, sondern sie pflegte auch Handelsbeziehungen mit dem kapitalistischen Ausland. Da die Mark der DDR auf den internationalen Märkten jedoch nicht anerkannt wurde, war die Erwirtschaftung von ausländischer konvertierbarer Währung zwingend notwendig.
Hier kamen die Genex GmbH und die Intershops ins Spiel. Bei ersterer handelte es sich um einen Geschenkversand, über welchen vor allem Bekannte und Verwandte aus der Bundesrepublik gegen harte Währung aus Geschenkkatalogen der Genex Konsumgüter nach Ostdeutschland verschicken konnten. Intershop war eine Bezeichnung für in der DDR angesiedelte Devisenläden, in welchen gegen Dollar und hauptsächlich D-Mark westliche Konsumgüter gekauft werden konnten.
Erste Spannungen, zumindest auf einer ideologischen Ebene, werden hierbei bereits ersichtlich. Gegen kapitalistische Währung konnten im proklamierten Gleichheitsstaat aus dem Westen Konsumgüter gekauft werden. Allerdings war es bis 1974 in der DDR verboten, Devisen zu besitzen und nur gewisse Personengruppen und Institutionen hatten bis dahin direkten Zugang zu den Intershops oder konnten Bestellungen über Konten in der BRD bei der Genex tätigen.
Mit der Aufhebung des Devisenverbotes hatte nun eine breitere Masse die Möglichkeit, auf dieses Konsumgüterangebot zuzugreifen. Allerdings war es wiederum nur für gewisse Personengruppen – beispielsweise Handwerker*innen, Angestellte der Intershops, Auslandsvertretungen, höhere Kader – überhaupt möglich, Devisen zu erwirtschaften. Andere wiederum waren, sofern vorhanden, auf die Gunst von Bekannten und Verwandten aus dem kapitalistischen Ausland angewiesen. Die Zugänge zu den Genex- wie den Intershopprodukten waren also begrenzt. In dieser Arbeit werden die durch Genex und die Intershops geschaffenen Ungleichheiten, Spannungen, aber auch Möglichkeiten innerhalb der DDR währen der Honecker-Ära untersucht.
Mit dem Machtantritt Erich Honeckers im Jahr 1971 fand ein wirtschaftlicher Richtungswechsel statt. Nebst einem verstärkten Fokus auf planwirtschaftliche Massnahmen sollte die Konsumgüterbereitstellung ins Zentrum der wirtschaftlichen Bemühungen verlagert werden. Die Bevölkerung sollte nun endlich die Früchte der jahrelangen Arbeit unter der Ära Ulbricht ernten können, so der Kerngehalt des Parteitages. Wirtschaftliches Wachstum und Konsumation sollten durch einen erhöhten Wohlstand gewährleistet werden. Löhne und Renten wurden angehoben, Arbeitszeiten verringert, die Kinderbetreuung gefördert und der soziale Wohnungsbau wurde massiv vorangetrieben.
Die notwendigen Faktoren für Konsum, Geld und Zeit wurden zwar geschaffen, jedoch konnte die erhöhte Nachfrage durch das Angebot nicht befriedigt werden. Schlangen vor den Läden und Güterknappheit waren ein prägendes Bild der DDR. Wer allerdings Zugang zu Intershop- oder Genex- produkten hatte, hatte nicht nur die Möglichkeit, westliche und qualitativ hochwertige Güter zu ergattern, sondern besass das Privileg, ohne lange Wartezeiten zu konsumieren und Produkte zu kaufen: Westliche Autos konnten per Genex innert acht Wochen geliefert werden oder vereinzelt im Intershop bestellt werden, während man auf einen Trabant mehrere Jahre warten musste.
Der Arbeit dienen Briefe und Eingaben – schriftliche Zeugnisse, welche Bitten und Kritik enthalten und an die Behörden geschickt wurden – als Hauptquellen, um die alltäglichen Bedürfnisse, Wünsche und Bedeutungen von Konsumgütern zu analysieren. Des Weiteren wurden in diesen Dokumenten auch die Kritiken und Meinungen zu den Intershops, der Genex und der Rolle der D-Mark ersichtlich.
Mit konsumhistorischen Ansätzen und dem Ansatz der Material Culture wurden die sich unter gesellschaftlichen Veränderungen und ausländisucht, welche dem Konsum, Konsumgütern und schen Einflüssen veränderten Bedeutungen unterdem Besitz ausländischer Währung zukamen.