Botschaft von Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust Freitag, 27. Januar 2012
Am 27. Januar 1945 erreichte die sowjetische Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und befreite alle darin noch befindlichen Gefangenen. Diese Botschaft soll an das unermessliche Leid unschuldiger Menschen jeden Alters erinnern, die mitten in Europa einen gewaltsamen Tod fanden. Ein Drittel des jüdischen Volkes wurde ausgelöscht, Angehörige anderer Minderheiten – Homosexuelle, Sinti und Roma, – wurden diskriminiert, verfolgt, getötet. Ehre ihrem Andenken.
Mit der Resolution 60/7 bestimmte im Jahre 2005 die Generalversammlung der UNO den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Daneben richtet sich die Resolution gegen die Leugnung des Holocaust und verurteilt jede Form von religiöser Intoleranz oder Gewalt. Ebenso wichtig ist die darin enthaltene Forderung, diesen Völkermord und seine bis heute reichenden Auswirkungen im Bewusstsein künftiger Generationen zu verankern.
Welches Vermächtnis hat diese Katastrophe des 20. Jahrhunderts uns Nachgeborenen hinterlassen? Im Mittelpunkt steht unser stetes Streben nach einer gerechten und friedlichen Zukunft für alle, obwohl der Weg dorthin mit vielen Stolpersteinen der Gegenwart belegt ist – mit neuen Konflikten, mit der Missachtung von Menschenrechten, der Ausgrenzung von Frauen, der Verfolgung religiöser Minderheiten, der Bedrohung Andersdenkender und nicht zuletzt, einem Wiedererstarken nationalistischer Bestrebungen. Wir lassen uns von Rückschritten nicht entmutigen.
„Verantwortung für die Zukunft in Erinnerung an die Vergangenheit“: Die Voraussetzungen für eine gerechtere und friedlichere Zukunft schaffen, das ist nicht nur die Aufgabe einer Regierung, eines Staates, einer Interessengruppe, das ist vor allem auch die Aufgabe von uns allen. Zukunftsgerichtetes Denken setzt verantwortungsbewusstes Handeln voraus. Zivilcourage im Alltag äussert sich so vielfältig wie das Leben selbst. Politische und gesellschaftliche Partizipation schärft unsere Wahrnehmung für die vielen Ungerechtigkeiten in unserer Welt. Carl Lutz, Schweizer Vizekonsul in Ungarn in den 1940er Jahren, konnte und wollte anhand der unmenschlichen Behandlung der jüdischen Bevölkerung nicht wegsehen; zur Zeit sind zwei Ausstellungen in Genf seinem Engagement gewidmet. In vielen Schweizer Schulen finden seit 2004 Gedenkanlässe und –Veranstaltungen rund um den 27. Januar statt. Für ihre wichtige und verantwortungsvolle Arbeit sei den Erziehern, Lehrpersonen und kantonalen Bildungsverantwortlichen herzlich gedankt. Sie tragen dazu bei, dass die Erinnerung auch dann weiterlebt, wenn die letzten Zeitzeugen nicht mehr unter uns sind.
Medienmitteilung
Communiqués
Comunicati stampa
«Surpigliar responsabladad per l’avegnir en commemorond il passà»