Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Christian
Hesse
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2011/2012
Abstract
Der Luzerner Stadtschreiber Egloff Etterlin verpflichtete sich bei seinem Amtsantritt 1427 mit einem Eid nicht nur dem Rat gehorsam zu sein, sondern auch vertraulich mit den städtischen Büchern umzugehen. Die Inanspruchnahme des Stadtschreibers durch den Rat sowie seine Pflicht mit dem städtischen Verwaltungsschriftgut vertraulich umzugehen, zeugen von der Bedeutung der Schriftlichkeit für den Rat und damit auch für die Herrschaftsausübung. Seit Ende des 14. und insbesondere im 15. Jahrhundert nahm die Intensivierung der Herrschaftstätigkeit in der Eidgenossenschaft zu. Dies führte nicht nur zu einer Zunahme der Schriftlichkeit, sondern auch zu neuen Typen von Verwaltungsschriftgut. Ausgehend von dieser Feststellung wird in dieser Masterarbeit der Frage nachgegangen, wie die Entwicklung und Verbreitung des Verwaltungsschriftguts in der Eidgenossenschaft seit dem 14. Jahrhundert bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts aussah. Im Zentrum stehen insbesondere Amtsbuchserien, wie zum Beispiel die Ratsmanuale oder Beamtenbücher, welche im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts angelegt und über einen längeren Zeitraum fortgeführt wurden. Es wird aufgezeigt, wann und wo diese Serien erstmals auftreten, und es wird nach den Gründen ihrer Entstehung und Verbreitung gefragt. Zudem werden wichtige Entwicklungslinien herausgearbeitet. Weiter stehen auch die Stadtschreiber und die Kanzleien sowie ihre Rolle als Produzenten des Schriftguts im Zentrum der Untersuchung. Der Untersuchungsraum wurde dabei auf die sechs Städteorte Basel, Bern, Freiburg, Luzern, Solothurn und Zürich beschränkt, da sich hier im Gegensatz etwa zu den Länderorten die Zunahme der Schriftlichkeit früher bemerkbar gemacht hat.
Anhand der sechs untersuchten Städte konnte dabei festgestellt werden, dass man auf dem kleinen Gebiet der Eidgenossenschaft kaum von Entwicklungslinien sprechen kann. Vielmehr hat sich gezeigt, dass die Faktoren für die Entstehung und Ausdifferenzierung, insbesondere des buchförmigen Verwaltungsschriftguts, zum Teil grosse regionale oder typologische Unterschiede aufweisen. Sicher feststellen lässt sich jedoch, dass die eidgenössischen Städte im Verlauf des Spätmittelalters ihre Herrschaftsausübung vermehrt auf die Schriftlichkeit stützten. Damit verbunden war auch der Ausbau und die Ausdifferenzierung der städtischen Verwaltungen und Kanzleien. Dabei beeinflussten innerstädtische Veränderungen nicht selten die Entstehung und Ausdifferenzierung von Verwaltungsschriftgut. Und nicht selten führte die Schaffung von neuen Ämtern zur Anlage neuer Amtsbücher. Auch Änderungen des Verfassungsgefüges oder innerstädtische Konflikte konnten zur Entstehung oder Neuanlage von Verwaltungsschriftgut führen. Aber auch aussenpolitische Einflüsse, wie die Burgunderkriege oder diplomatische Krisen, beeinflussten die Produktion und Differenzierung von Verwaltungsschriftgut, wie insbesondere anhand der Missiven aufgezeigt werden konnte.
Daneben fungieren die Stadtschreiber, als Produzenten des Schriftguts, als ein weiterer wichtiger Faktor bei der Entstehung und Ausdifferenzierung des Verwaltungsschriftguts. Gerade die gut ausgebildeten und juristisch versierten Stadtschreiber beeinflussten mit ihrem Kanzleistil massgeblich das Verwaltungsschriftgut. Ebenso konnte anhand einzelner exemplarischer Beispiele aufgezeigt werden, dass auch die persönlichen Beziehungen der Schreiber eine Rolle bei der Verbreitung von Verwaltungsschriftgut gespielt und – zumindest in einzelnen Fällen – damit zu einem Wissenstransfer zwischen den Kanzleien geführt haben.