Liberalismus und Protektionismus. Der Uhrenexportkonflikt zwischen der Schweiz und den USA 1945-1960

Cognome dell'autore
Roger
Güntert
Tipo di ricerca
Tesi di laurea
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Brigitte
Studer
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
1998/1999
Abstract

In der Lizentiatsarbeit wollte ich der Frage der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Staat in der schweizerischen Aussenpolitik nachgehen. Laut gängiger politikwissenschaftlicher Theorie funktioniert diese Zusammenarbeit in der Schweiz im allgemeinen reibungslos. Die politologische Theorie behauptet, dass zwischen Wirtschaft und Staat in der Aussenpolitik keine divergierenden Interessenkonflikte vorhanden sind.

 

Im Falle des Uhrenexportkonflikts mit den Amerikanern war das auf den ersten Blick auch nicht anders. Die Uhrenindustrie bündelte ihre Interessen beim VORORT, dem Schweizerischen Handels- und Industrieverein, und dieser wiederum brachte sie an jenen staatlichen Stellen an, die sich mit Aussenpolitik befassen. In diesem Falle war es vor allem die Handelsabteilung des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartementes und nicht das Politische Departement (heute: EDA), das sich traditionellerweise mit der Pflege der Aussenbeziehungen beschäftigte.

 

Die Schweiz versuchte zu Beginn des Konflikts die rein wirtschaftlichen Aspekte in den Vordergrund zu stellen, während für die Amerikaner die Auseinandersetzung durchaus eine politische Komponente enthielt. Die Amerikaner waren nämlich an der Erhaltung einer eigenen Uhrenindustrie aus kriegswirtschaftlichen Überlegungen heraus interessiert.

 

Entscheidend verschärft wurde der Konflikt durch die Hartnäckigkeit der schweizerischen Uhrenindustrie, das in den Krisenjahren der 1930er Jahre geschaffene und immer weiter ausgebaute System von kartellrechtlichen Absprachen und staatlichen Interventionen gegen alle Angriffe von aussen zu verteidigen. Die USA verstanden hier wiederum die „wirtschaftliche Logik“ der schweizerischen Uhrenindustrie nicht. Sie waren überzeugt, in der Schweiz herrsche ein vertrustetes System der Uhrenverbände, welches ihnen den Zugang zum Schweizer Markt versperre.

 

Der Bundesrat und die schweizerische Diplomatie in Washington sahen das Gewitter in den USA aufkommen und warnten die Uhrenindustrie auch davor. Diese zeigte sich aber auf lange Strecken taub und unterschätzte den Druck, den die Amerikaner zunehmend auf die Schweiz auszuüben begannen. Die Uhrenindustrie zeigte sich überhaupt nicht gewillt, auf die Forderungen der Amerikaner in diesem Konflikt einzugehen. Der Bundesrat zog sich sukzessive aus der Verantwortung zurück. 

 

Im Bundesrat bestand Unklarheit, welches Departement die Federführung übernehmen sollte. Es war die Handelsabteilung des Volkswirtschaftsdepartements, das die leitende Rolle übernahm, weil es sich aus Sicht der Verwaltung beim Uhrenkonflikt um ein rein wirtschaftliches Problem handelte. Die Handelsabteilung stand in engem und ständigem Kontakt mit den Uhrenverbänden und dem VORORT in Zürich.

 

Die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kamen im ganzen Konflikt nur am Rande zur Sprache. Der Sekretär der Uhrengewerkschaft wurde an einige Sitzungen, die zwischen Behörden und den Uhrenverbänden stattfanden, eingeladen. Er vertrat meistens die marktwirtschaftlichere Position. Dies im Gegensatz zu den Unternehmern, die das protektionistische System unbedingt beibehalten wollten.

 

Der Uhrenkonflikt stellt insgesamt die eingangs erwähnte Theorie der Harmonie von Wirtschaft und Staat in der schweizerischen Aussenpolitik in Frage. Sowohl der Bundesrat und vor allem die Gewerkschaften waren mit der harten Haltung, die die Uhrenverbände in der Sache vertraten, nicht einverstanden. Diese bestimmten aber die Fahrtrichtung im Dialog mit den amerikanischen Behörden. Der Bundesrat beschränkte sich dann zunehmend auf die Rolle des Schadensbegrenzers.

 

Die Arbeit stützte sich auf Quellen aus Beständen des Bundesarchivs und des Archivs für Zeitgeschichte an der ETH Zürich. Weiter wurden verschiedene Botschaften des Bundesrates zum Uhrenstatut und einzelne in der Neuen Zürcher Zeitung zum Thema erschienene Artikel ausgewertet.

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