The year of hunger, Economic and demographic impacts of the 1817 drought in Barcelona

Cognome dell'autore
Andreas
Dannecker
Tipo di ricerca
Tesi di laurea
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Christian
Pfister
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
1999/2000
Abstract

Gegenwärtig interessieren die Folgen klimatischer Schwankungen vor allem vor dem Hintergrund einer befürchteten Klimaveränderung. Die Erforschung der Bedeutung des Klimas in der Vergangenheit kann die Folgen aussergewöhnlicher klimatischer Situationen abschätzen helfen, da sie sich mit den Folgen natürlicher Klimaschwankungen auf menschliche Gesellschaften, den Anpassungsstrategien dieser Gesellschaften und der Wirksamkeit dieser Strategien beschäftigt.

 

Das Ziel der Arbeit ist, ökonomische und demografische Folgen der Dürre von 1817 in Barcelona zu untersuchen. Da dürrebedingte Schwankungen des Ernteertrags nur ungenügend aufgefangen werden konnten, war ausbleibender Niederschlag die Klimavariable mit den bedeutendsten Folgen für die Gesellschaft des vorindustriellen Spaniens. Um die Auswirkungen von klimatischem Stress zu untersuchen, muss man die klimatische Belastung abschätzen können. Dazu müssen diejenigen klimatischen Variablen genügend genau rekonstruiert werden, die den klimatischen Stress verursachen. Deshalb rekonstruiert diese Arbeit zuerst den Niederschlag und die ihn bestimmenden verursachenden atmosphärischen Konstellationen und betrachtet dann die Auswirkungen auf die Agrarproduktion und die Getreidepreise. Anschliessend wird auf die demografischen Folgen sowie die Auswirkungen auf die Importe Barcelonas eingegangen.

 

Für die vorliegende Arbeit liegen Niederschlagsmessungen für Barcelona vor sowie für mehrere Orte in ganz Spanien Beschreibungen sogenannter "Rogaciones". Dies sind Bittprozessionen, die vor allem bei Dürren regelmässig und systematisch abgehalten wurden. Mit Luftdruckkarten lassen sich zudem die atmosphärischen Vorgänge veranschaulichen, die zur Dürre führten. Sowohl die Messdaten wie auch die Bittprozessionen zeigen eine langandauernde Dürre von 1812 bis 1818, auf die Anfang der 1820er Jahre eine weitere, schwächere Dürreperiode folgte. Dabei wurden 1817 die geringsten Niederschläge seit Aufnahme der Messungen registriert. Die Bittprozessionen zeigen, dass die Dürre in Katalanien am stärksten ausgeprägt war; hier dürfte es die extremste Dürreperiode der letzten 500 Jahre gewesen sein.

 

Um das verknappte Nahrungsmittelangebot zu messen, bieten sich Produktionsschätzungen und Preise als Indikatoren an. Zu ihrer Rekonstruktion wurde die verstreute Literatur zusammengetragen. Im Falle von Barcelona wurden zusätzlich monatliche Preise aus den veröffentlichten Marktpreisen in der Tageszeitung "Diario de Barcelona" erstellt. Dabei zeigte sich ein mässig starker Preisanstieg von etwa 50-70%. Zur Rekonstruktion der demografischen Folgen in Katalanien wurde ebenfalls auf verstreute Literatur zurückgegriffen, während im Falle von Barcelona wiederum Archivquellen konsultiert wurden. In Barcelona stieg die Mortalität moderat an, das gleiche lässt sich anhand der Literatur für das Inland vermuten. Die Heiraten verhielten sich ebenfalls wie in einer Krisensituation zu erwarten wäre, d.h. sie sanken während der Krise ab und stiegen dann in den folgenden Jahren kräftig an. Die Geburten zeigten dagegen keinerlei Reaktion. Der Grund ist unklar, möglicherweise könnte eine breitere Datenbasis Klarheit schaffen. Unwahrscheinlich ist, dass die Dürre den Ausbruch der Gelbfieberepidemie von 1821 begünstigte.

 

Importe waren das klassische Mittel der Küstenstädte, um einer Nahrungskrise zu begegnen. Als Folge der Dürre von 1817 wuchs der Schiffsverkehr nach Barcelona, insbesondere aus dem benachbarten Ausland. Auch scheint der relative Anteil an Nahrungsmitteln auf Kosten anderer Güter zugenommen zu haben. Die Importe erhöhten die Menge verfügbarer Nahrungsmittel in grossem Masse. Interessant ist, dass die demografische Reaktion dennoch nicht wesentlich schwächer ausgeprägt war als im Inneren Katalaniens. Warum die grossen Mengen an importiertem Getreide die Sterblichkeit nicht stärker senkten, ist unklar.

 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Dürre von 1817 in Barcelona auf eine Gesellschaft traf, die dank der Importe den Preisanstieg in Grenzen halten konnte. Die demografischen Auswirkungen waren - gemessen an der extremen Dürre - ebenfalls moderat. Hier drängt sich ein Vergleich mit früheren Krisensituationen auf, um die Verwundbarkeit im Vergleich besser einschätzen zu können.

 

Auch weitere interessante Fragestellungen mussten zukünftiger Forschung vorbehalten werden, so die Frage nach dem möglichen Zusammenhang zwischen der Dürre und dem gescheiterten Militärputsch vom April 1817. Langfristig stellten die Importe durch den Abfluss von Edelmetallen ein grosses wirtschaftliches Problem dar. Interessant wäre die Frage, inwiefern die Dürre mit den protektionistischen Handelsgesetzen von 1820 zusammenhängt. Auch der direkte demografische Einfluss des Klimas wäre noch zu untersuchen. In diesem Zusammenhang könnten die Gründe für die festgestellte starke Saisonalität der Mortalität erforscht werden. Möglich ist auch, dass das Klima den Ausbruch der Epidemie von 1821 durch hohe Temperaturen begünstigt hat. Schliesslich ist auch die Erforschung der Wahrnehmung der Krise ein gleichwertiges Forschungsgebiet, das hier nur gestreift wurde.

Accesso al lavoro

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