Paul Freiherr von Schoenaich. Ein Generalmajor a.D. in der deutschen Friedensbewegung der Zwischenkriegszeit und seine Beziehungen zu französischen Friedensgenerälen

Cognome dell'autore
Thomas
Lory
Tipo di ricerca
Tesi di laurea
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Stig
Förster
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
1996/1997
Abstract

Im Zentrum der Arbeit steht der adelige, preussische Generalmajor a.D. Paul Freiherr von Schoenaich (1866-1954), der 1929 Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft wurde und dies, die Jahre des Verbotes unter dem Nationalsozialismus ausgenommen, bis 1951 blieb.

 

Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil bildet die Biographie des Generals den losen Rahmen. Der Schwerpunkt orientiert sich an den faszinierenden Brüchen in Schoenaichs Lebenslauf, welche Erklärungen herausfordern. Der biographische Ansatz des ersten Teils wird in einem zweiten Teil ergänzt durch eine vergleichende Untersuchung der Beziehungen Schoenaichs zu französischen Friedensgenerälen.

 

Fazit Teil 1: Die Informationen durch die Pressefreiheit, die Angst vor einer Diktatur der Linken und vor allem die Flucht von Kaiser Wilhelm II. in die Niederlande liessen den hohen Offizier nach dem Ersten Weltkrieg zum überzeugten Republikaner werden. Erste Anzeichen einer pazifistischen Überzeugung zeigten sein Festhalten am Völkerbund, nachdem dieser durch die Verkündigung des Versailler Ver­ trages in der Öffentlichkeit diskreditiert worden war. In erster Linie blieb er aber ein demokratischer Politiker mit dem Ideal der Völkerverständigung. Seine Schriften hatten zu diesem Zeitpunkt im we­ sentlichen appellierenden Charakter, eine kohärente Theorie war nicht vorhanden.

 

Schoenaichs Weltbild veränderte sich entscheidend durch die von Friedrich Küster ausgehende prak­ tische Annäherung an die Deutsche Friedensgesellschaft, ihre Exponenten und Schriften. Dadurch geriet die Auseinandersetzung mit Preussentum und Militarismus in Schoenaichs Blickfeld und die Innenpolitik rückte ins Zentrum seines Interesses. Mit diesem Ansatz nahm er innerhalb der Friedens­ bewegung eine Position ein, die über die Ziele der organisatorischen Pazifisten, welche einen dauer­ haften Frieden unter dem Primat der Aussenpolitik durch zwischenstaatliche Ordnung "organisatorisch" erreichen wollten, hinaus führte. Schoenaich wurde ein wichtiger Exponent der kämpferischen Pazifisten, welche den Frieden durch direkte Aktionen „kämpferisch" erreichen wollten und allgemeine Wehrpflicht und Verteidigungskrieg ablehnten und für Kriegsdienstverweigerung ein­ standen.

 

Schoenaich war der deutschen Friedensbewegung in der Zwischenkriegszeit als ehemaliger hoher Offizier hoch willkommen. Durchaus selbstkritisch formulierte er selbst, dass es in erster Linie darauf ankomme, an das Begriffsvermögen der Masse der Durchschnittsmenschen heranzukommen, nicht ohne zu erwähnen, dass dafür zu grosse Gründlichkeit aber ein entschiedenes Hindernis sei. Schoe­ naich profilierte sich denn auch innerhalb der Friedensbewegung weniger als differenzierender, denn als frisch zupackender Mann der Tat, der als volkstümlicher Redner (in der Zwischenkriegszeit trat er nach eigener Schätzung an etwa tausend öffentlichen Veranstaltungen auf) und Schreiber überzeugte.

In dieser Funktion leistete Schoenaich in einem schwierigen Umfeld mutige Arbeit.

 

Fazit Teil 2: Das Urteil über die Beziehungen Schoenaichs zu den französischen Friedensgenerälen fällt einigermassen ernüchternd aus. Die Beziehungen beschränkten sich auf einzelne symbolische Gesten, die im Falle der untersuchten gemeinsamen Auftritte propagandistisch wirksam, aber politisch eher kontraproduktiv waren. Die Veranstaltungen provozierten Aussenstehende eher, als dass sie Überzeugungsarbeit leisteten. Eine nähere ideologische Auseinandersetzung mit den politischen Ideen Schoenaichs im Vergleich zu denjenigen des französischen Generals Alexandre Percin zeigte in wichtigen Fragen wie der Kriegsschuld oder der Ursache der deutschen Niederlage 1918 markante Gegensätze auf. So vertrat Percin in unverhohlener Bewunderung der militärischen Stärke Deutschlands nichts mehr und nichts weniger als die von der politischen Rechten in Deutschland - Schoenaichs Hauptgegner - verbreitete Dolchstosslegende. Eine vertiefte Zusammenarbeit, zu der es freilich nie gekommen war, wäre unter diesen Vorzeichen trotz Gemeinsamkeiten im friedenspoli­ tischen Wollen nicht unproblematisch gewesen.

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