Neue Väter braucht das Land. Westdeutsche „68er“ als Väter

Cognome dell'autore
Anna Elisa
Meier
Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Christian
Gerlach
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2017/2018
Abstract
e untersucht, ob und inwiefern sich diese kritische Haltung gegenüber den Vätern auf die eigene Vaterrolle und die dazugehörende Reflexion ausgewirkt hat. Die Fragestellung, welche der Untersuchung zugrunde liegt, beinhaltet verschiedene Ebenen von Vaterschaft. Zum einen soll die gelebte Vaterschaft in der Praxis und zum anderen die damalige wie auch die retrospektive Reflexion der eigenen Vaterschaft beleuchtet werden. Um ein möglichst breites Bild von Vaterschaft zu erhalten, wurden zwei verschiedene Arten von Quellen in die Untersuchung miteinbezogen. In einem ersten Schritt wurden veröffentlichte Biografien und Autobiografien von bekannten Akteuren untersucht, um einen Blick dafür zu erhalten, wie Vaterschaft von einzelnen Vätern gelebt und reflektiert wurde. Konkret werden neun bekannte Väter untersucht: Andreas Baader, Daniel Cohn-Bendit, Rudi Dutschke, Joschka Fischer, Horst Mahler, Dieter Kunzelmann, Klaus Rainer Röhl, Uwe Timm und Bernward Vesper. In einem zweiten Schritt wurde versucht, Vaterschaft in einem alltäglicheren Kontext zu beleuchten. Dieses zweite Materialkorpus besteht aus Literatur mit quellenähnlichem Charakter und Archivquellen. Dazu dienten Werke und Schriften, die sich mit Kommunen und autonomen Kinderläden in Westdeutschland befassen. In diesem Bereich spielen Berliner Kinderläden, die Kommunen I und II sowie Kinderläden in Bremen und Darmstadt eine zentrale Rolle. Um ein schlüssiges Ergebnis zu erzielen, wurden die Quellen anhand einer heuristisch-qualitativen Analyse untersucht. Zudem wurden methodische Mittel aus der Geschlechtergeschichte und aus der Forschung zu kollektiven Biografien hinzugezogen. Als theoretische Basis wurde mit zwei Konzepten gearbeitet: Hegemoniale Männlichkeit nach Reawyn Connell und das Vaterschaftskonzept nach Anja Wolde. Diese beiden Ansätze dienen einer theoretischen Einordung und der Analyse von Vaterschaft in Bezug auf Männlichkeitskonzepte innerhalb der 1968er-Bewegung. Im Zusammenspiel mit diesen verschiedenen Konzepten und den vorliegenden Quellen konnten vorläufige Befunde generiert werden. Insgesamt wurde festgestellt, dass sich die praktische Auslebung von Vaterschaft und auch die persönliche Reflexion nur marginal verändert haben. Es gab sicherlich Väter, die deutlich mehr Verantwortung übernahmen und präsenter waren, als es in den früheren Generationen der Fall war. Doch wurden Männer durch die damals prioritär behandelte politische Arbeit gehemmt, die Rolle als Vater umfänglich auszuüben. Weiter fehlte teilweise das Interesse, die Rolle des Vaters aktiv auszuüben. Zudem wurde erhoben, dass insgesamt männlich konnotierte Rollen deutlich weniger in Frage gestellt wurden, als es bei Akteurinnen der Fall war, und entsprechend auch die väterliche Rolle an sich kaum einem Wandel unterzogen wurde. Ausserdem lässt sich erkennen, dass eine wachsende Anzahl von Projekten entstand, in denen die Mutter in ihrer Rolle entlastet werden sollte und Vätern eine grössere Verantwortung für Familien- und Hausarbeit angeboten wurde, wenn auch die Chance nur zum Teil ergriffen wurde. Väter waren sich ihrer Rolle zwar deutlicher bewusst und plädierten auch in theoretischen Debatten für eine neue Form von Erziehung und Vaterschaft, unter dem Strich blieb es aber bei einem grösseren Teil der Väter bei der Debatte und praktische Auswirkungen waren nur in wenigen Fällen deutlich erkennbar. Abschliessend wurde festgestellt, dass Männerund auch konkret Väterforschung in der historischen Debatte zur 1968er-Bewegung bisher untervertreten ist und neue dementsprechende Projekte eine erweiterte Perspektive auf diese turbulente Zeit liefern können.

Accesso al lavoro

Biblioteca

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