Tipo di ricerca
Dottorato
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Jakob
Tanner
Istituzione
Neuzeit
Luogo
Zürich
Anno
2003/2004
Abstract
Die Genese einer wissenschaftlichen Schädlingsbekämpfung und der damit verbundene Aufstieg der Pestizidchemie in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts stellen eine der success stories der modernen Wissenschaft dar. Insbesondere das 1939 als Insektizid entdeckte und 1948 mit dem Nobelpreis für seinen Entdecker Paul Müller ausgezeichnete DDT wurde von den Zeitgenossen als Symbol der Modernisierung begrüsst, das die Befreiung der Menschheit durch Technik von Zwängen der Natur versprach. Erst im Gefolge von Rachel Carson’s pestizidkritischer Studie Silent Spring (1962) rückte die Tatsache ins öffentliche Bewusststein, dass es sich bei der Pestizidchemie um eine Risikotechnologie mit unabsehbaren Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit handelte. Ziel meiner Arbeit ist die Untersuchung des wie und warum dieser success story der Pestizidchemie, die ja auch eine Geschichte des Scheiterns ihrer Alternativen ist. Damit reiht sich mein Dissertationsprojekt in das Genre der Technikgeneseforschung ein. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Interaktion von Akteuren aus Wissenschaft (Entomologie, d.h. Insektenkunde), chemischer Industrie und Staat. Zur Analyse der technischen Durchsetzung der chemischen Schädlingsbekämpfung greife ich auf theoretische Modelle aus der Werkzeugkiste der Science and Technology Studies zurück. Dabei gehe ich davon aus, dass die Entwicklung von Wissenschaft und Technik wesentlich durch Interessen der Beteiligten geprägt werden, seien dies soziale Interessen der beteiligten Akteure, politische oder ökonomische Interessen. Insofern als das Auftreten von Insekten ihren Interessen entgegenkam, konnten sich die Schädlinge” für die beteiligten Akteure dabei durchaus als nützlich erweisen. Im Zentrum der Untersuchung steht ein Vergleich von drei grösseren Bekämpfungsaktionen, die von einem starken staatlichen Engagement, wissenschaftlichen Institutionalisierungsschüben und zunehmenden Investitionen der chemischen Industrie im Agrogeschäft begleitet waren: die Bekämpfung der Reblaus Phylloxera seit den 1880er-Jahren, die Reaktion auf die Massenausbreitung des Kartoffelkäfers in der Zwischenkriegszeit und die Versuche zur Ausrottung des Maikäfers um 1950. Die Entwicklung in der Schweiz soll dabei vor dem Hintergrund internationaler Tendenzen dargestellt werden. Quellengrundlage bilden neben wissenschaftlichen Fachzeitschriften in erster Linie Archivbestände aus öffentlichen und privaten Archiven in der Schweiz. Studien (mit Daniel Wildmann) Schweizer Chemieunternehmen im Dritten Reich”, herausgegeben von der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz-Zweiter Weltkrieg, Zürich 2001 (im Erscheinen). L’humanitaire mis en scène: la cinématographie du CICR des années 1920, Etude interne au CICR, Genève 2000. Artikel Mit neuen Wunderwaffen gegen die Insektenheere - Der Basler Maikäferkrieg von 1950, in: Arne Andersen (Hg.): Perlon, Petticoats und Pestizide, Basel 1994, S.192-196. Zeitungsartikel / Reportagen Tod auf der Reichsautobahn, in: Die Weltwoche Nr. 14, 8.April 1999. Limmattal im Wandel: Revue Schweiz Nr.2, März 1998. In der Schweiz tobte der Krieg an der Kartoffelfront, in: Der Bund Nr. 161, 14.7.1997.
Onlinepublikation: http://e-collection.library.ethz.ch/eserv/eth:30391/eth-30391-01.pdf