"Ich bin kein Nazi, aber Deutscher". Wahrnehmungen und Deutungen deutscher Offiziere und Unteroffiziere in Kriegsgefangenschaft in "Fort Hunt" während des 2. Weltkrieges

Cognome dell'autore
Stéphanie
Fuchs
Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Sönke
Neitzel
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2009/2010
Abstract


Kriegsgefangene stellten im Zweiten Weltkrieg eine wichtige Informationsquelle dar für die Kriegsmächte. Vor allem die Alliierten setzten mit fortschreitendem Kriegsverlauf immer stärker auf die Informationspreisgabe der Gefangenen. Davon versprachen sie sich aber nicht nur kriegsrelevante Angaben über den Feind, sondern versuchten auch, die moralische Einstellung der Gegner zu erfassen. Gerade im Fall der deutschen Kriegsgefangenen erwiesen sich die während des Krieges neu entwickelten Verhörund besonders auch Abhörmethoden als äusserst ergiebige Nachrichtenquellen. Bis heute ist in der Forschung noch nicht abschliessend geklärt, wieso die deutschen Wehrmachtsangehörigen so stark mit dem eigentlichen Feind kooperierten. Der britische Geheimdienst nahm bei der Gefangenenbefragung eine Vorreiterrolle ein und führte als zentrale Neuerung die Installation von Mikrofonen in den Zellen ein, um die Gespräche der Gefangenen abzuhören. Das ganze Verhörund Abhörsystem wurde anschliessend von den Amerikanern übernommen und professionalisiert. Bis zum Kriegsende wuchs die Zahl der deutschen Kriegsgefangenen in den USA auf rund 378’000 an. Deren Aussagen in den Verhören und den Raumgesprächen wurden in den Gefangenenlagern mitgeschnitten, je nach Wichtigkeit des Gesagten niedergeschrieben und anschliessend archiviert. Trotz dem den Verhören und abgehörten Gesprächen beigemessenen Einfluss während des Krieges, spielen diese Dokumente in der Forschung nach wie vor eher eine Nebenrolle, da dem Verhör oft ein Beigeschmack von physischer und psychischer Gewaltanwendung innewohnt. Ein Vorwurf, welcher sich dadurch relativiert, als dass in amerikanischen Lagern auf den Einsatz von Gewalt soweit möglich verzichtet wurde. Die-se Masterarbeit nimmt sich genau diesem Quellenbereich an und analysiert rund 2100 Seiten Verhör-und Abhörprotokolle von Offizieren und Unteroffizieren aus dem Gefangenenlager in Fort Hunt bei Washington. Die Quellen stammen aus den National Archives and Records Administration (NARA). Das Ziel der Arbeit bestand darin, die Wahrnehmungen und Deutungen deutscher Offiziere und Unteroffiziere, die während des 2. Weltkriegs in Fort Hunt in Kriegsgefangenschaft geraten waren, zu untersuchen. Zudem sollte aufgezeigt werden, inwiefern die Situationsänderung „Krieg – Gefangenschaft“ diese beeinflusst und die Deutungsmuster der Gefangenen neu definiert. Dabei wird auf einen neuen Forschungsansatz des Sozialpsychologen Harald Welzer („Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden“) zurückgegriffen.

Die Grundthese der Publikation bringt dieses Handeln von Menschen — im Falle der Agierenden innerhalb der Armee das Töten — in Zusammenhang mit den Referenzrahmen. Innerhalb dieses Rahmens wird die Handlung eingeordnet. Dies ermöglicht es der jeweiligen Person, ihre Taten als etwas von ihr Unabhängiges zu betrachten.

Die Masterarbeit entstand im Rahmen des Projekts „Referenzrahmen des Krieges. Wahrnehmungen und Deutungen von Soldaten der Achsenmächte, 1939-1945“. Dieses wurde vom Historiker Sönke Neitzel und dem Sozialpsychologen Harald Welzer in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Institut in Rom und in Kooperation mit dem Institut für Zeitgeschichte initiiert.

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