Die Centres Suisses en faveur des enfants grecs en détresse: Ein humanitäres Projekt der Schweizer Spende und seine Probleme im Griechischen Bürgerkrieg 1946 – 1951

Cognome dell'autore
Antoni
Meimetis
Tipo di ricerca
Tesi di master
Stato
abgeschlossen/terminé
Cognome del docente
Prof.
Christian
Gerlach
Istituzione
Historisches Institut
Luogo
Bern
Anno
2017/2018
Abstract
1946 initiierte die Schweizer Spende für die Kriegsgeschädigten (SSp) ein Projekt zur Entschärfung der Notlage von Kriegswaisen in Griechenland. In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) finanzierte und errichtete die SSp 1946–1951 in Nordgriechenland zwei Zentren zur Unterbringung von je 700 Waisenkindern. Die Tangierung des humanitären Projekts durch den Griechischen Bürgerkrieg 1946–1949 und die daraus resultierenden Folgen sind Untersuchungsgegenstand dieser Masterarbeit. Der wissenschaftlichen Literatur zufolge generierten Konfliktfälle des Kalten Krieges für humanitäre Hilfsprojekte spezifische Probleme. Humanitäre Hilfe konnte durch Konfliktparteien angeeignet und für militärische Zwecke (1), ideologische Zwecke (2) sowie zur Erreichung von Entwicklungszielen (3) instrumentalisiert werden. Ausgehend von diesen drei Problemen wurden die Akten des humanitären Projekts der SSp im Schweizerischen Bundesarchiv untersucht. Bei der mikrohistorischen Analyse der Interaktionen und Beziehungen zwischen den Beteiligten wird danach gefragt, wie den Kriegswaisen geholfen werden sollte, wie griechische Akteure das Projekt zu ihrem Vorteil nutzten und inwiefern sich die 1951 realisierten Hilfeleistungen vom 1946 geplanten Programm unterschieden. Die beiden mit Schlafbaracken, Küchen, Waschgebäuden, WCs und Schulen ausgestatteten Zentren sollten in den beiden vom Zweiten Weltkrieg am stärksten verwüsteten Gebieten je eine Kinderkolonie versorgen können. Die SSp wirkte bei dem humanitären Projekt als Planerin, Sponsorin und Erbauerin der Infrastruktur, während eine andere Organisation die Zentren übernehmen und darin Waisen beherbergen, ernähren, alphabetisieren und im Ackerbau schulen sollte, um sie vor einer „Verrohung“ zu bewahren. Persönliche Beziehungen zum Delegierten der SSp und des IKRK ermöglichten es der Königin Griechenlands, das Projekt mit ihrer privaten Stiftung, der Königlichen Wohlfahrt, im Sommer 1947 zu übernehmen. Dies veranlasste die aufständische Demokratische Armee (DSE) dazu, auf der als neutrale Zone definierten SSp-Kinderdorfbaustelle in Makedonien Lebensmittel sowie Gebrauchsgegenstände zu stehlen und den Bauplatz als Verhandlungsort mit dem IKRK zu benutzen. Da ein Ingenieur der SSp durch die Übermittlung von Briefen Verhandlungen zwischen der DSE und dem IKRK ermöglichte, geriet er ins Visier der Kriegsjustiz der Nationalen Armee (ES). Wegen eines drohenden Standgerichtsurteils kehrte er mithilfe des IKRK im Frühjahr 1948 in die Schweiz zurück. Das fertiggestellte Kinderdorf in Makedonien wurde von der ES als Gefahrenzone gesperrt. Das SSp-Kinderdorf in Epirus wurde im Frühjahr 1948 fertiggestellt und sogleich von der Königlichen Wohlfahrt übernommen. Sie nahm dort Kinder auf, deren Familien aus den Kriegsgebieten flüchteten oder zwangsumgesiedelt wurden. Weil im Sommer 1948 in der Nähe Kämpfe zwischen der ES und der DSE ausbrachen, siedelte die Königliche Wohlfahrt gemeinsam mit der ES die Kinderkolonie nach Athen um. Das Kinderdorf in Epirus wurde darauf von der ES ebenfalls als Gefahrenzone deklariert und gesperrt. Damit die Infrastruktur dennoch eröffnet wurde, kooperierte die SSp seither ausschliesslich mit der Königlichen Wohlfahrt sowie den nationalen Sicherheitsorganen und gliederte das Projekt in eine separate Stiftung, die Fondation Centres Suisses, aus. Erst 1950 gewährten die nationalen Behörden der Fondation den Bau zusätzlicher Tierställe und Lehrwerkstätten sowie die definitive Übergabe an die Königliche Wohlfahrt. Nach dem Ende des Bürgerkriegs nahm die Stiftung der Königin beide Zentren dauerhaft als Paidopoleis (Kinderstädte) in Betrieb. Die 1950/51 dort angesiedelten Waisen sowie Kinder obdachloser und marginalisierter Familien wurden darin zur Selbsthilfe beim Wiederaufbau ihrer zerstörten Dörfer ausgebildet. Das Hilfskonzept von 1946 wurde bei der Eröffnung durch die Königliche Wohlfahrt um eine nationalistische und militaristische Alltagskultur erweitert. Die aufgenommenen Kinder und Jugendlichen – fast ausschliesslich Knaben – wurden von der Übernahmeorganisation zu Trägern einer agrarischen, wirtschaftlich modernisierten, antikommunistischen Nachkriegsgesellschaft erzogen. Die Analyse ergab, dass das Projekt zeitweise von beiden Konfliktparteien instrumentalisiert wurde, bevor es die Königliche Wohlfahrt zur Verfolgung ihrer strategischen, sozioökonomischen und politischen Ziele vollständig aneignen konnte. Trotz grosser Hindernisse wurden die beiden von der SSp errichteten Zentren drei Jahre nach der geplanten Eröffnung in Betrieb genommen. Sie ermöglichten den aufgenommenen Kindern und Jugendlichen, wenn auch ideologisch aufgeladen, tägliche Mahlzeiten, eine Unterkunft und elementaren Schulunterricht. Die ursprünglich für Opfer des Zweiten Weltkriegs beabsichtigte humanitäre Hilfe wurde Kindern und Jugendlichen zuteil, die in verschiedenster Weise auch Opfer des Griechischen Bürgerkriegs geworden waren.

Accesso al lavoro

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