Conference
Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (SGWSG)
29. September 2017, Haus der Universität, Schlösslistrasse 5, 3008 Bern
Die Geschichte der Schweiz stand lange Zeit im Zeichen des Besonderen – des Sonderfalls Schweiz. Die helvetische Historiografie unterscheidet sich darin nicht wesentlich von der Geschichtsschreibung anderer Länder. Die meisten Nationalgeschichten bleiben in einem methodologischen Nationalismus gefangen. Eine wachsende Anzahl von Historikern und Historikerinnen hat sich in den letzten Jahren allerdings daraus zu befreien versucht. Sie legen den Akzent auf die „Zirkulation“ von Menschen, Technologien und Wissen, erproben „transnationale“ oder „globale“ Zugänge, schreiben „vergleichende“, „geteilte“, „koloniale“ und „post-koloniale“ Geschichte, bemühen sich um eine „histoire connectée“ oder „histoire croisée“.
Die Schweizerische Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (SGWSG) widmet ihre Jahrestagung 2017 solchen Zugängen zur Schweizer Geschichte. Die Tagung bietet Gelegenheit, gemeinsam über vergangene, aktuelle und zukünftige Perspektiven einer Geschichte grenzüberschreitender Beziehungen nachzudenken. Der Schwerpunkt der Tagung wird auf Fallstudien liegen, die sich mit spezifischen Themen einer transnationalen Schweiz auseinandersetzen. Dabei möchten wir Historikerinnen und Historiker verschiedener Epochen (Mittelalter, Frühe Neuzeit, Moderne, Zeitgeschichte) zusammenbringen. Ausgehend von empirischen Studien soll ein Dialog stattfinden zwischen Wirtschaftsgeschichte, Sozialgeschichte, politischer Geschichte und Kulturgeschichte.
Das Organisationsteam freut sich über Bewerbungen aus unterschiedlichen Fachbereichen, die sich mit einer transnationalen oder transregionalen Geschichte der Schweiz auseinandersetzen. Drei Forschungsrichtungen könnten dafür den Rahmen vorgeben.
Erstens: Untersuchungen zur Rolle der Schweiz in verschiedenen Wissens- und Handlungsfeldern. In diese Kategorie fallen zum Beispiel Untersuchungen zur Geschichte der internationalen Organisationen oder des internationalen Finanzwesens. In welchen anderen Feldern spielte die Schweiz eine globale Rolle und wie lässt sich diese erklären? Welche Bedeutung haben bestimmte Städte oder Regionen in transnationalen Verflechtungen? Und welche „Skalenspiele“ impliziert die dezentrale Ordnung des föderalistischen Staates?
Zweitens: Beiträge, die bestimmte Elemente, die als Spezifika der Schweiz angesehen werden, kritisch untersuchen. Kann eine transnationale Geschichtsschreibung dabei helfen, die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen der Schweiz anders als unter dem Aspekt des Sonderfalls zu verstehen? Wie kann der Wandel der Schweiz von einem Auswanderungs- zu einem Einwanderungsland, von einer armen zu einer reichen Region, in einem globalen Kontext verstanden werden?
Die dritte Forschungsrichtung ist historiographischer Natur. Was bedeutet die transnationale Forschung der letzten zwanzig Jahre für die aktuelle Sozial- und Wirtschaftsgeschichte? Welche Gegenstände wurden in erster Linie erforscht, welche Methoden erprobt, was wurde vernachlässigt? Wie situiert sich die (deutschsprachige und frankophone) Schweizer Geschichtsschreibung in Bezug auf diejenige anderer sprachlicher oder nationaler Kontexte? Wo liegen die spannendsten Themen und Fragestellungen für die zukünftige Forschung?
Die Tagung wird von der SGWSG/SSHES in Kooperation mit dem Netzwerk „Transnationale Geschichte“ organisiert.
Vorschläge für Beiträge (maximal 3’000 Zeichen) schicken Sie bitte bis am 28. April 2017 an Nathalie Büsser (nathalie.buesser@hist.uzh.ch). Die Entscheide über eine Teilnahme werden von uns bis am 10. Mai 2017 mitgeteilt. Im Anschluss an die Tagung, und unter Vorbehalt einer anonymen Evaluation der Beiträge (peer review), wird die SGWSG einen Sammelband zum Thema herausgeben.
Organised by
SGWSG/SSHES in Kooperation mit dem Netzwerk „Transnationale Geschichte“
Veranstaltungsort
Haus der Universität
Schlösslistrasse 5
3008
Bern
Anmeldung
Registration via contact person