Zivilverteidigung“ – Antikommunismus und geistige Landesverteidigung im Kalten Krieg in Buchform.

AutorIn Name
Rolf
Löffler
Art der Arbeit
Lizentiatsarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Brigitte
Studer
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2001/2002
Abstract

Die Arbeit geht der Entstehungsgeschichte des „Zivilverteidigungsbuches“ nach. Dabei werden besonders die Motive des in der Sache federführenden Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) näher untersucht. Der Zugang findet auf drei Ebenen statt: auf einer mentalitätsgeschichtlichen Ebene; auf der der Geschichtspolitik, nach welcher Geschichte als Medium zur Konstruktion von Identitäten eingesetzt werden kann und auf derjenigen der politikwissenschaftlichen Verwaltungsanalyse, gemäss welcher der Verwaltung die Rolle eines wichtigen politischen Akteurs zukommt.

 

Das Thema wird schwergewichtig aus der Sicht der verantwortlichen Akteure beleuchtet. Den Reaktionen der Adressaten des Zivilverteidigungsbuchs, der Öffentlichkeit, wird vor allem aus Platzgründen weniger Raum gegeben und weil die Folgen, die das Erscheinen des Buches auslöste, bekannt und im Bewusstsein vieler noch lebender Zeitgenossen nach wie vor verankert sind. Der Zeitraum, den die Arbeit behandelt, erstreckt sich über die gesamten sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts.

 

Um das Thema in einen zeitlichen Kontext einzubetten, wird kurz die weltpolitische Lage in den sechziger Jahren geschildert. Eine Beschreibung der Situation in der Schweiz unter den Gesichtspunkten Politik und Gesellschaft vervollständigt diesen Teil. Für ein vertieftes Verständnis des Antikommunismus und der geistigen Landesverteidigung werden danach diese beiden Begriffe näher erklärt. Exkurse über die Fichenaffäre und die Bedeutung der Ideen Wilhelm Röpkes schliessen diesen Abschnitt ab. Anschliessend werden biographische Skizzen der wichtigsten Verantwortlichen gezeichnet, um anhand ihrer Herkunft und ihres Wirkens ein Licht auf das geistige und politische Klima zu werfen, in dem das Zivilverteidigungsbuch entstand. Diese Hauptakteure waren Albert Bachmann, Oberst und Autor des roten Büchleins; Armin Riesen, EJPD-Generalsekretär; Bundesrat Ludwig von Moos, EJPD-Vorsteher; sowie die Historiker (und z.T. Politiker) Peter Dürrenmatt, Walther Hofer, Georg Thürer und Georges Grosjean. Danach werden verschiedene Publikationen untersucht, die in einer gleichen oder ähnlichen Tradition wie das Zivilverteidigungsbuch standen und seine Entstehung in einen weiteren Zusammenhang einbetten. Die Arbeit widmet sich dann der eigentlichen Entstehungsgeschichte des Buches. Nach einem Überblick über die bisherige Rezeption von Zivilverteidigung in der deutschschweizerischen Historiographie und Publizistik wird der engere Entstehungsprozess in verschiedene Ebenen aufgespalten. Auf der Handlungsebene werden die Rollen von Bundesrat, Bundesverwaltung, Parlament und der externen Mitarbeiter untersucht. Danach folgen die Handlungsbeiträge der externen Kreise, Organisationen und Personen sowie der Presse. Auf der thematischen Ebene ist der Entstehungsprozess in die Gebiete „Finanzierung“, „Verteilung“, „inhaltliche Endfassung“ und „verschiedene Versionen bis zur Endfassung“ aufgegliedert. Ausser bei der Darstellung der inhaltlichen Endfassung wird innerhalb dieser Ebenen chronologisch vorgegangen. Der nächste Abschnitt handelt von der Rezeption und den Reaktionen nach der Verteilung des Buches. Diese sind aufgefächert in die Bereiche „Öffentlichkeit“, „Polemik um die französische Ausgabe“ und „Spaltung des Schweizerischen Schriftsteller-Vereins“ und enden mit der Aufnahme des Buches im Ausland. Der vorletzte Teil setzt sich nochmals mit der „mentalen Topographie“ auseinander, in der das Buch entstand. Anhand der Diskurse der verschiedenen Protagonisten sollen ihre Denk-, Empfindungs- und Handlungsweisen rekonstruiert und die Fragestellungen zu den hinter „Zivilverteidigung“ stehenden Mentalitäten beantwortet werden. Zusammenfassung und Fazit schliessen die Lizentiatsarbeit ab.

 

Erkenntnisbringend erweist sich vor allem die Darstellung des verwaltungsinternen Entstehungsprozesses der Schrift. Daraus lassen sich die Entscheidungsabläufe, die diversen Möglichkeiten der Einflussnahme und die Auseinandersetzung um den Buchinhalt rekonstruieren. Daraus wird das Bild eines Teils der Bundesverwaltung sichtbar, in welcher rechtsbürgerliche Persönlichkeiten und Kräfte via ihre persönlichen Netzwerke bestimmenden Einfluss ausüben und die Kontrolle des Parlaments nur schwach ausgebildet ist und funktioniert. Eine wichtige Rolle kam zudem den Handlungsbeiträgen externer Experten zu, in erster Linie denen der erwähnten konservativen Historiker. Die dahinter stehende, von einem starken Antikommunismus geprägte Mentalität, zeigt sich im gesamten dargestellten Entstehungsprozess deutlich und immer wieder. Klar wird auch festgehalten, dass „Zivilverteidigung“ keine behördliche Reaktion auf „1968“ war, wie verschiedene Publikationen behaupteten. Dass das Werk erscheinen würde, stand bereits im Jahr 1967 fest.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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