Wie der Sex in die Zeitung kam. Mediale Ratgeberkommunikation in der Schweiz 1980-1995

AutorIn Name
Annika
Wellmann
Art der Arbeit
Dissertation
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Philippe
Sarasin
Institution
Neuzeit
Ort
Zürich
Jahr
2009/2010
Abstract
In meinem Dissertationsprojekt über die Ratgeberrubrik „Liebe Marta“, die 1980 bis 1995 in der schweizerischen Boulevardzeitung „Blick“ erschien, erschließe ich den Sexualitätsdiskurs der 1980er und 1990er Jahre. Das Projekt verschränkt zwei Themenfelder: Die Geschichte der Sexualität und die Geschichte populärmedialer Diskursivität. Das Quellenmaterial besteht aus dem Nachlass der „Blick“-Ratgeberin Marta Emmenegger, der die Anfragen der Ratsuchenden, die Antworten der „Lieben Marta“ sowie ihre Kolumnen im „Blick“ enthält. Das Korpus umfasst ca. 17.000 Dokumente. Ich frage nach den Regeln und der Medialität des Diskurses des Sexuellen, der in der Ratgeberrubrik „Liebe Marta“ aufschien. Diese Frage gliedert sich in folgende Teilfragen: Aus welchen redaktionellen Arbeitsprozessen gingen die Kolumnen hervor? Welche diskursive Funktion hatte die Figur der Ratgeberin? Welchen Stellenwert hatte das Boulevardformat in der Konstruktion des Sexuellen? Was erschien schließlich in der „Lieben Marta“ als das Sexuelle? Der methodische Ansatz basiert auf dem Konzept der historischen Diskursanalyse. Ich zeige, wie sich die Aussagen der „Lieben Marta“ zu sexuellen und Beziehungsproblemen zum Diskurs des Sexuellen verbanden und was als das Sexuelle erschien. Über die sprachliche Ebene hinaus berücksichtige ich materielle Diskurselemente wie das mediale Umfeld und die Leserschaft der Kolumne. So leistet meine Arbeit einen Beitrag zur Differenzierung sowohl der Textfokussierung foucaultscher Provenienz als auch des technisch-medialen Apriori, das die Medientechnik als konstitutiv für Diskurse postuliert. Mein Projekt entwickelt vier Schwerpunkte. Zunächst beleuchte ich redaktionsinterne Prozesse, die der Publikation der Kolumnen vorausgingen. So erschließt etwa eine Analyse der Transformation vom Brief zur Kolumne die formalen und narrativen Voraussetzungen für die Veröffentlichung von Ratsgesuchen. Anschliessend zeige ich, warum sich so viele Menschen vertrauensvoll an die „Liebe Marta“ wandten und wie die „Liebe Marta“ als handlungsanleitende Instanz funktionierte. Dazu untersuche ich ihre Inszenierungen in der Ratgeberrubrik wie auch in anderen Medien, in denen ihr Status als Expertin untermauert und sie zugleich in ihrer Personalität konstruiert wurde. Ich zeige, drittens, wie das Medium den Diskurs des Sexuellen und seine Rezeption prägte, wie z. B. Paratexte (Genette) die Kolumnen in ihrer spezifischen Weise erscheinen ließen. Schließlich untersuche ich den Diskurs des Sexuellen, der in dem medialen Erzeugnis aufschien. Zentral ist hier, wie die „Liebe Marta“ in- und exkludierte und welche Beziehungs- und Sexualmoral sie verbreitete. Die unter dem vorherigen Schwerpunkt erläuterten medialen Elemente beziehe ich in die Analyse ein, um den Anteil des Mediums an der Konstruktion des Sexuellen letztlich bestimmen zu können. Das Projekt wird im Rahmen des SNF-Projektes „Ratgeberkommunikation und die mediale Konstruktion sexueller Selbstverhältnisse im „Blick“ (1980–1995) und in aktuellen Internetforen“ erarbeitet. Publikation

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