Vortrag von Agnieszka Balcerzak im Rahmen der Veranstaltungsreihe Familie im östlichen Europa: zwischen Gesellschaft, Politik und Alltag, organisiert von der Schweizerischen Osteuropabibliothek SOB.
Um Familie und Geschlechterkonstruktionen in Polen tobt seit langem ein weltanschaulicher Streit. Die rechtsgerichteten Kräfte im Land, allen voran die national-konservative Regierung und die katholische Kirche, begreifen sich als Avantgarde einer neuen Familien- und Geburtenpolitik, die auf soziale Versprechen, Ideologie und eine restriktive Geburtenregelung setzt, um gegen das „Europa der leeren Babybetten“, „unfruchtbare Beziehungen“ und die „Gender-Ideologie“ anzukämpfen. Gegen diese populistische Politik der „Loyalitätsbeschaffung durch Massenklientelismus“ und die immer aggressiver werdenden Angriffe auf die Gender-Bewegung, die als Verstoß gegen die göttliche Ordnung und ein Angriff des Westens auf die „polnische Identität“ dämonisiert wird, formiert sich zunehmend Protest feministischer sowie queerer Milieus und befeuert den Kampf entlang gesellschaftlicher, politischer und weltanschaulicher Konfliktlinien.