"Tibet ruft um Hilfe!" Eine Analyse zur Interaktion zwischen der Migrations- und der Aussenpolitik in der Schweiz der 1960er Jahre

AutorIn Name
Jonas
Brugger
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Damir
Skenderovic
Institution
Seminar für Zeitgeschichte
Ort
Fribourg
Jahr
2015/2016
Abstract

Im Januar 1950 erklärte der schweizerische Bundesrat per Telegramm die Anerkennung der Volksrepublik China als eines der ersten Länder der damals westlichen Welt. Als die Volksrepublik China zu Beginn der 1950er Jahren begann Tibet in sein Staatsgebiet einzugliedern und es schliesslich 1959 definitiv annektierte, flohen nach dem „grossen Nationalaufstand“ etwa 80'000 Tibeter mit dem Dalai Lama aus Tibet in die Nachbarländer Indien und Nepal. Wieder war die Schweiz eine der ersten Ländern, die den tibetischen Flüchtlingen aktiv, ab 1959 zuerst vor Ort und ab 1963 mit der Aufnahme in die Schweiz, zu Hilfe kam.

Die in dieser Masterarbeit durchgeführte Untersuchung zeigt auf, inwiefern in Bezug auf die tibetischen Flüchtlinge die Migrations- beziehungsweis die Flüchtlingspolitik mit der schweizerischen Aussenpolitik interagierte. Während sich die Akteure der schweizerischen Migrationspolitik für eine Aufnahme von tibetischen Flüchtlingen aussprachen und sich diese auch pro-aktiv für ihr Anliegen einsetzten, sahen sich die Akteure der schweizerischen Aussenpolitik gezwungen zu reagieren, denn die Volksrepublik China unterliess es nicht, ihrerseits zu protestieren und zu reagieren. So wird in dieser Arbeit anhand verschiedener spezifischer migrations- und aussenpolitischer Debatten zwischen den Akteuren aufgezeigt, dass die schweizerische Migrations- bzw. Flüchtlingspolitik die Aussenpolitik der Schweiz dahingehend beeinflusst hat, dass sie die tibetischen Flüchtlinge aufgrund der fortdauernden chinesischen Proteste als ein „aussenpolitisches Problem“ hinstellte. Umgekehrt hat die schweizerische Aussenpolitik wiederum als Reaktion auf die chinesischen Demarchen die Flüchtlingspolitik so beeinflusst, dass diese, trotz aller humanitären Tradition, von den Flüchtlingen einerseits eine politische Zurückhaltung strikte einforderte, aber auch von allen migrationspolitischen Akteuren Zurückhaltung und Diskretion abverlangte, um letztlich die Chinesen nicht zu verärgern.

Diese Masterarbeit leistet einen Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Migrations- bzw. Flüchtlingspolitik und trägt gleichzeitig auch zu einem besseren Verständnis der schweizerischen Aussenpolitik und ihrer Geschichte in den 1960er Jahren bei.

Zugang zur Arbeit

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