Tannenberg-Mythos“ und Geschichtspolitik. Der „Tannenberg-Mythos“ als Spiegelbild des Selbstverständnisses der militärischen Elite in ausgewählten Werken der deutschen Militärgeschichtsschreibung zu Tannenberg zwischen 1918 und 1933

AutorIn Name
Marcel
Hunziker
Art der Arbeit
Lizentiatsarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Stig
Förster
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2006/2007
Abstract

Ende August 1914 fand im südlichen Ostpreussen eine grosse Schlacht statt. Aus einer beinahe aussichtslosen Situation heraus gelang es der zahlenmässig weit unterlegenen deutschen 8. Armee, eine ganze russische Armee einzukesseln und zu vernichten. Die Deutschen machten mehr als 92’000 Gefangene. Damit war der Weg zur Rettung Ostpreussens frei und der Grundstein für weitere grosse militärische Erfolge and der Ostfront gelegt. Die Generale Hindenburg und Ludendorff, welche die Operation geleitet hatten, wurden zu Helden hochstilisiert. Noch während des Krieges wurde dieser Schlacht der Name „Tannenberg“ gegeben, um damit propagandistisch an die Niederlage des Deutschen Ritterordens an eben jenem Ort im Jahre 1410 zu erinnern. Die angebliche Schmach der mittelalterlichen Niederlage gegen die „Slawen“ wurde auf diese Weise für überwunden erklärt.

 

Auch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die „Schlacht bei Tannenberg“ in Deutschland geradezu zu einem Mythos aufgebauscht, nicht zuletzt um damit die Kriegsniederlage zu kompensieren. Doch was genau hatte es mit diesem Mythos auf sich? Wer verbreitete den Mythos zu welchem Zweck? Derartigen Fragen geht die Lizentiatsarbeit nach. Der Begriff „Mythos“ wird nicht einfach gedankenlos verwendet, sondern einer genauen methodischen und inhaltlichen Überprüfung unterzogen, was Möglichkeiten zur Differenzierung eröffnet. Es geht nicht so sehr um die Konfrontation des „Mythos“ mit der „Realität“ als vielmehr um dessen Funktion, Wirkungsweise und Instrumentalisierung. Der Mythos hat somit viele Facetten und sagt mehr über sein unmittelbares historisches Umfeld aus als über seinen thematischen Gegenstand.

 

Auf Grundlage dieser theoretischen Prämisse wertet die Arbeit die einschlägigen Publikationen zu Tannenberg aus den 1920er und frühen 1930er Jahren aus. Im Mittelpunkt stehen dabei die amtliche Geschichtsschreibung des Reichsarchivs, die dort ebenfalls publizierte populäre Reihe „Schlachten des Weltkrieges“, Regimentsgeschichten und Memoirenliteratur von beteiligten Offizieren. Da es um den Mythos und seine Funktion geht, wird hier die Schlacht selbst kaum dargestellt. Die Arbeit kommt zum Schluss, dass Tannenberg primär ein politischer Mythos war, der vor allem der Selbststilisierung und Selbstversicherung des höheren deutschen Offizierkorps diente. Die „Leistungsschau“ dieser in sich keineswegs homogenen Gruppe sollte den immer noch vorhandenen Führungsanspruch untermauern. Zudem ging es darum zu belegen, dass man den Krieg militärisch eigentlich nicht verloren habe, um damit die Chance zu wahren, es beim nächsten Mal, besser machen zu können. Doch – und dieser Hinweis ist wichtig – bedeutet dies keineswegs, dass vom Tannenberg-Mythos ein direkter Weg zu den Nationalsozialisten und dem „Unternehmen Barbarossa“ führte.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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