Solar Wind Composition: Der Weg der Universität Bern zum Mond

AutorIn Name
Annelies
Ungricht
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Julia
Richers
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2019/2020
Abstract
2019 fand das 50-jährige Jubiläum der ersten Mondlandung (von 1969) statt. Dieses Jubiläum war auch für die Universität Bern wichtig, da sie bei dieser Mission als einzige nichtamerikanische Institution ein Experiment auf dem Mond durchführen konnte. Es handelt sich hierbei um das am Physikalischen Institut der Universität Bern (PIUB) entwickelte Sonnenwindsegel, das Solar Wind Composition (SWC). Das Ziel dieses Experiments war es, mit Hilfe der Komposition von Teilchen, welche vor allem aus Sauerstoffatomen, Helium, Neon, Argon und Krypton bestehen, die Geschichte der Erde, der Atmosphäre und des ganzen Sonnensystems zu verstehen. Die Resultate dieses Experiments, das bei insgesamt sechs Mondmissionen (Apollo 11 bis 16, wobei Apollo 13 aus technischen Gründen nicht auf dem Mond landen konnte) dabei war, sind bekannt und stehen nicht im Fokus. Die Masterarbeit setzt vorher an und untersucht den Zeitraum zwischen 1952 und der Landung auf dem Mond. Die erkenntnisleitenden Fragen sind: Wie war es möglich, dass ein Schweizer Experiment als einziges nichtamerikanisches Projekt bei der ersten Mondlandung dabei sein konnte? Wie kam der Kontakt zustande? Um diese Fragen zu beantworten, sind zwei Phasen zu unterscheiden. In der ersten Phase stand die Vernetzung der beteiligten Akteure rund um das Physikalische Institut im Vordergrund. Dieses wurde ab 1952 durch Friedrich Georg Houtermans geprägt und ausgebaut. Er etablierte die Berner Physikschule und holte 1953 Johannes Geiss nach Bern. Houtermans und Geiss kannten sich von der Universität Göttingen. Es war Geiss, der das erste Massenspektrometer nach Bern brachte, das für das Experiment SWC unerlässlich war. Am PIUB lernte Geiss Peter Signer und Peter Eberhardt kennen. Diese drei Personen waren die Protagonisten des SWC, Johannes Geiss war zusätzlich der Principal Investigator. Signer hatte während seiner Zeit an der University of Minnesota (1958 – 1965) die Idee für das SWC, nachdem er an einem Kolloquium den Physiker John Alexander Simpson von der University of Chicago über den Sonnenwind sprechen hörte. Signer informierte daraufhin seinen alten Schulfreund Eberhardt, der von 1957 bis 1958 an der University of Chicago beschäftigt war. Dieser wiederum schlug das Experiment Geiss an der Universität Bern vor. Geiss, der nicht nur durch Houtermans gut vernetzt war, konnte die Arbeit an diesem Experiment weiter vorantreiben. Das schon bestehende Netzwerk aus Wissenschaftlern in der Schweiz und in den USA wurde kontinuierlich ausgebaut, auch die Politik war, wenn auch nur am Rande, involviert. Nachdem über das SWC-Experiment zum ersten Mal im Journal of Geophysical Research 1965 berichtet wurde, kam dies einem Patent gleich und das PIUB konnte kurz darauf den ersten Antrag bei der NASA stellen. Damit begann die zweite wichtige Phase. Bis zum Start der ersten Mondmission (Apollo 11) folgten noch etliche Anpassungen des Projekts. Das vorher aufgebaute Netzwerk zu verschiedenen NASA-Mitarbeitern wie auch zu politischen Vertretern der Schweiz, der unermüdliche Einsatz von Johannes Geiss und Peter Eberhardt generell sowie verschiedene längere Aufenthalte der beiden in den USA verhalfen dem SWC auf den Mond. Am Ende kam auch noch ein Quäntchen Glück dazu, da das Projekt ein ausgemustertes Experiment ersetzen konnte und von der Grösse, dem Gewicht und der Handhabung perfekt passte. Im Juni 1969 erteilte die NASA schliesslich die offizielle Zusage für die erste Mondlandung. Die Netzwerkbildung in der Schweiz und den USA erwies sich als elementar für den Erfolg des SWC. Zusätzlich zeigt die Masterarbeit auf, dass nicht nur Geiss, der heutzutage in Bezug auf das SWC oft alleine genannt wird, für die Verwirklichung des Experiments verantwortlich war, sondern unzählige weitere Personen. Das verwendete Quellenkorpus ist ausgesprochen umfangreich, jedoch nicht vollständig. Für die Masterarbeit wurden die Archive des PIUB, der Nachlass von Fritz G. Houtermans im Universitätsarchiv an der Universität Bern und das Schweizerische Bundesarchiv konsultiert. Auf der Basis dieser Akten konnten die verschiedenen Puzzlesteine in eine Verbindung zu einander gebracht werden. Im Verlauf blieben Lücken, die zum Teil durch Oral History-Interviews gefüllt werden konnten. Dazu wurden Gespräche mit Ernest Kopp (Doktorand am PIUB zur Zeit des SWC; er betreut heute das Archiv am PIUB), Jürg Meister (Doktorand am PIUB zur Zeit des SWC) und Peter Signer (Erfinder des SWC) durchgeführt, die für die Masterarbeit unbekannte Details und Zusammenhänge offenbarten.

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