Art der Arbeit
Lizentiatsarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Jakob
Tanner
Institution
Neuzeit
Ort
Zürich
Jahr
2011/2012
Abstract
Im Jahr 1949 kauften der Schweizer Heimatschutz und der Schweizerische Bund für Naturschutz, der Kanton Tessin und die Gemeinden Ascona, Brissago und Ronco die beiden Brissago-Inseln einem privaten Besitzer ab. Der bereits vorhandene Park mit Pflanzenraritäten aus aller Welt auf der grösseren der beiden Inseln wurde zu einem Botanischen Garten ausgebaut. 1950 wurde die grosse Insel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mit der Entscheidung, die Brissago-Insel zu einem „Schoggitaler-Objekt“ zu machen – einem Projekt also, an dem sich das Volk finanziell beteiligte – wurden der Natur- und v. a. der Heimatschutz zu den Hauptakteuren bei der Neugestaltung der Insel. Dies, obwohl es sich für beide Organisationen um ein atypisches Projekt handelte (exotische statt autochthone Pflanzen bzw. wenig CH-typisches Landschafts- und Bauobjekt). Die beiden Verbände wehrten sich erfolgreich gegen andere, v. a. Tessiner Ideen zur Nutzung der Insel, wie beispielsweise den Bau eines Casinos oder eines Tanzlokals. Ihre Argumentation lautete, es solle im „Sinne der Öffentlichkeit“ gehandelt werden, ein „mondäner“ Ort komme nicht in Frage. Die Insel wurde somit schliesslich zu einem Ort der Botanischen Belehrung, der Besinnlichkeit aber auch der Sitte und Moral. In den Medien wurde sie derweil als ‚Paradiesgarten’ und ‚Sehnsuchtsort’ gefeiert.
Im Sinne Foucaults verstehe ich den Inselgarten Brissago als umgesetzte Utopie, also als Heterotopie mit reflektierender Ausstrahlung.
Quellen:
Korrespondenz, Protokolle und Jahresberichte des Heimatschutzes, Verhandlungspapiere, Verträge, Diskussion im Tessiner Kantonsrat, Prospekte, Werbematerial, Eröffnungsrede, Zeitungsartikel unterschiedlichster Medien, Publikation Vereinsorgan des Natur- und Heimatschutzes.