Schweizerfrauen und die Hilfe für jüdische Flüchtlinge. Aktionsräume zwischen Eigensinn und behördlicher Kooperation während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg (1938 - 1947)

AutorIn Name
Susanne Businger
Art der Arbeit
Dissertation
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Jakob
Tanner
Institution
Neuzeit
Ort
Zürich
Jahr
2013/2014
Abstract
Die restriktive Schweizerische Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg war von Ängsten einer möglichen „Überfremdung“ geprägt. In diesem Sinne war die Schweiz als „Transitland“ definiert und forderte die rasche Weiterreise jüdischer Flüchtlinge. Das Jahr 1938 markierte einen deutlichen Einschnitt der Bundespolitik gegenüber den vom Nationalsozialismus verfolgten Personen: Nach der Einführung der Visumspflicht für österreichische Pässe im März 1938, reagierte der Bundesrat im August 1938 mit einer Verstärkung der Grenzkontrolle, der Rückweisung aller beim illegalen Grenzübertritt aufgegriffenen Personen und mündete in die Einführung des „J-Stempels“ im Herbst 1938. Verfolgte Personen waren nun auf die Hilfe Dritter angewiesen und mit der Schliessung der Grenze für Flüchtlinge „nur aus Rassegründen“ im August 1942 hatte sich für die Flüchtlingshilfe eine neue, dramatische Ausgangslage ergeben. In der angestrebten Dissertation soll ausgehend von neueren Ansätzen der Geschlechter- und Biographieforschung das breite Spektrum des humanitären Engagements von Frauen untersucht werden, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs als Flüchtlingshelferinnen tätig gewesen waren: Sowohl, indem sie in der Schweiz versuchten, die Lebenssituation der Flüchtlinge erträglicher zu gestalten, aber auch, in dem Frauen als Fluchthelferinnen tätig waren und Flüchtlinge über die grüne Grenze brachten, oder nach dem Grenzübertritt beherbergten. Während die Flüchtlingshilfe gezwungenermassen auf die Kooperation mit den Schweizer Behörden angewiesen war, widersprach die Fluchthilfe dezidiert der antisemitisch geprägten behördlichen Politik und wurde im September 1942 zum eigentlichen Straftatbestand erhoben. Die Lebenssituation von Frauen, die sich als Flüchtlingshelferinnen engagierten, sowie geschlechtsspezifische Fragestellungen zum Themenkomplex der Fluchthilfe sind bislang nur am Rande erforscht worden. Nebst Fragen zu den Motiven, dem Umfeld, den regionalgeschichtlichen Unterschieden und der Vernetzung der Flüchtlings- und Fluchthelferinnen werden auch die biographischen Erinnerungen von jüdischen Flüchtlingen miteinbezogen, die diese humanitären Hilfsaktionen erfahren haben und die Nachgeschichte der langen Rehabilitation von Flüchtlingshelferinnen im Kontext der allgemeinen Aufarbeitung des Nationalsozialisums untersucht. Methodisch sollen nebst der Analyse von schriftlichen Quellen wie behördlichen Akten und Gerichtsurteilen, Nachlässen von Flüchtlingshelferinnen, Biographien und Tagebücher nach Möglichkeit auch Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen durchgeführt werden.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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