Schnittstellen weiblicher und männlicher religiöser Gesellschaften. Das Beispiel der Freiburger Ursulinen und Jesuiten

AutorIn Name
Jana Bernadette
Rieder
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Christian
Windler
Institution
Historisches Seminar
Ort
Bern
Jahr
2023/2024
Abstract

Die Masterarbeit beschäftigt sich mit der Frage nach dem Verhältnis zwischen den weiblichen Ursulinen und männlichen Jesuiten in der Stadt Freiburg im Üechtland zwischen 1634 und 1773. Ausgewertet wurden dazu die Annalen, welche im Archiv der Gesellschaft Sankt Ursula in Freiburg überliefert sind. Die Arbeit zeigt, dass dieser Quellentyp in der bisherigen Forschung zu den Ursulinen zu Unrecht oft vernachlässigt wurde. Methodisch verortet sich die Arbeit in der Geschlechtergeschichte der Frühen Neuzeit.

 

Die Arbeit ist in zwei Hauptteile gegliedert. Im ersten Teil (Felder der Zusammenarbeit und Kontaktsituationen) wird die praktische Ebene der wechselseitigen Kontakte untersucht, während der zweite Teil (Narrative Ebene der Zusammenarbeit) die narrative Umsetzung dieser Kontakte in den Annalen in den Blick nimmt. Auf beiden Ebenen lassen sich die vielseitige Zusammenarbeit und gegenseitige Einflussnahme nachvollziehen. Die Beziehung zwischen Ursulinen und Jesuiten funktionierte unabhängig von Einzelpersonen als eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Gesellschaften. Auf narrativer Ebene erfuhr diese Zusammenarbeit eine Historisierung, während Gabenaustauschrituale die Zusammenarbeit bestärkten. Obwohl die beide Gesellschaften ähnliche Aufgaben übernahmen, zeigt die Arbeit, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts spezifische Strategien zur Erfüllung eines aktiven Apostolats verfolgten. Die Ursulinen adaptierten jesuitische Praktiken für ihre eigenen Lebensumstände. Sie verschoben diese teils in den kontemplativen Bereich, prägten umgekehrt aber auch Formen der Kontemplation im Handeln, wie sie auch für die Jesuiten charakteristisch waren. Die Ursulinen trugen somit auf ihre Weise zur Verbreitung der nachtridentinischen Reformbestrebungen sowie jesuitischer spiritueller Praktiken in Freiburg bei. Die Beziehung zwischen den beiden Gesellschaften verschaffte beiden Seiten Vorteile. Dazu gehörte insbesondere das Vermitteln von Zugang zu verschiedenen Sphären. Für die Jesuiten bestanden die daraus resultierenden Vorteile in der Möglichkeit, sich durch die Ursulinen den Zugang zu den Frauen der Oberschicht zu erschliessen. Den Ursulinen wiederum eröffnete sich die Möglichkeit, sich durch die Vermittlung der Jesuiten zwischen Kirchenhierarchie und weltlichen Obrigkeiten zu etablieren. Das Geschlecht stellte dabei einen massgeblichen Faktor dar, der das Verhältnis und die Zusammenarbeit der beiden Gesellschaften beeinflusste. Das Geschlecht determinierte die Kontexte, in denen sich die beiden Gemeinschaften begegneten, die Art und Weise, wie sich diese legitimierten, die Hierarchie innerhalb der Beziehung, die geschlechtsspezifischen Vorstellungen von einem tugendhaften Leben sowie die Aufteilung und Abgrenzung von Tätigkeitsbereichen.

 

Die vorliegende Arbeit zeichnet sich insbesondere durch ihren Fokus auf das Geschlecht der Ursulinen und die daraus resultierenden Handlungsspielräume und Praktiken sowie durch die Differenzierung zwischen Narrativ und Praktik aus. Dadurch unterscheidet sie sich von bisherigen Forschungsarbeiten zu den Beziehungen zwischen Ursulinen und Jesuiten.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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