Promotionsstudiengänge in den Geschichtswissenschaften

An den Schweizer Universitäten sind in den letzten Jahren strukturierte Promotionsstudiengänge entstanden, die sich allerdings in ihrem Aufbau und ihrem Angebot voneinander unterscheiden. Ob thematisch ausgerichtet und interdisziplinär wenn nicht sogar interuniversitär oder als Forschungsgemeinschaft der Promovierenden innerhalb eines Institutes, verfolgen alle Programme das Ziel, das Promotionsstudium besser zu strukturieren und die Rahmenbedingungen zu optimieren. Dadurch soll die Qualität der Doktorarbeit gesteigert, die Integration in die Scientific Community gefördert und die Promotionszeit verkürzt werden. Die Aktualität der Promotionsstudiengänge wurde auch an der SGG-Tagung „Unnötige Verschulung oder notwendige Strukturierung? Perspektiven des Promotionsstudiums in den Geschichtswissenschaften“ vom 8. April 2011 in Bern deutlich. Die Tagung hatte gezeigt, dass sich die Diskussionen vor allem auf den Grad der Strukturierung beziehen, aber auch die (Inter-)Disziplinarität, die Finanzierungsmöglichkeiten, unterschiedliche Betreuungsmodelle sowie die Kooperation und Konkurrenz der Angebote thematisieren. Dabei ist es allerdings nicht das Ziel, eine Vereinheitlichung der Promotionsstudiengänge anzustreben oder alle Doktorierenden in solche Strukturen zu integrieren, sondern die verschiedenen Wege zum Doktorat weiterzuentwickeln. Im Folgenden werden einige auf die Geschichtswissenschaften bezogene Promotionsstudiengänge an Schweizer Universitäten kurz vorgestellt: Doktoratsprogramm "Medialität in der Vormoderne" Dieses interdisziplinäre, gut strukturierte Doktoratsprogramm der Universität Zürich richtet sich an Promovierende, die sich mit Antike, Mittelalter oder Früher Neuzeit beschäftigen und die sich für Fragen der Medialität interessieren. Das Programm bietet gezielt für Doktorierende gestaltete Veranstaltungen und eine enge Kooperation mit dem Nationalen Forschungsschwerpunkt NFS „Mediality“. Programme doctoral en historie contemporaine (PDHC) Das Doktoratsprogramm der vier westschweizer Universitäten und des IHEID verfolgt die Integration der Promovierenden der Zeitgeschichte ins wissenschaftliche Umfeld und fördert den Kontakt unter den Doktorierenden der verschiedenen Universitäten. Die Teilnahme an unterschiedlichen Veranstaltungen dient zur Stärkung der methodologischen, thematischen und vor allem auch wissenschaftlichen Kompetenzen der Doktorierenden. Graduate School of History Basel Die Graduiertenschule Geschichte Basel bietet einen institutionellen Rahmen für unterschiedliche Promotionsprojekte innerhalb des Historischen Seminars der Universität Basel. Der wissenschaftliche Austausch und eine optimale Qualifizierung werden durch die Teilnahme der Mitglieder an Forschungskolloquien sowie Summer Schools, Workshops und weiteren Veranstaltungen gefördert. Graduiertenkollegien Gender Studies Schweiz Die Graduiertenkollegien im Bereich Gender Studies der Universitäten Basel, Bern/Fribourg, Genf/Lausanne/Neuchâtel/IHEID und Zürich bilden zusammen ein Netzwerk für Doktorierende und Habilitierende verschiedener Disziplinen, in deren Forschungsprojekt Geschlecht eine zentrale Analysekategorie darstellt. Neben der Vermittlung von Methoden- und Sachkenntnissen werden auch Kompetenzen zur eigenständigen wissenschaftlichen Forschungstätigkeit, interdisziplinären Kooperation und wissenschaftlichen Vernetzung gefördert. La Suisse dans les Lumières européennes Die Universitäten Bern, Fribourg, Genf, Lausanne und Neuchâtel bieten zusammen die Doktoratsschule „La Suisse dans les Lumièrees européennes“ an. Diese interuniversitäre Schule ist zudem auch interdisziplinär und richtet sich an (Kunst-)HistorikerInnen, PhilosophInnen und LiteraturwissenschaftlerInnen, deren Projekte die Aufklärung in der Schweiz fokussieren. Die Veranstaltungen innerhalb der Ausbildungs- und Forschungsmodule fördern die wissenschaftliche Arbeitsweise und bieten Raum zum Austausch, auch über die Grenzen der eigenen Disziplin hinaus. Graduate School of Humanities and Social Sciences at the University of Lucerne (GSL) Das interdisziplinäre Promotionsprogramm der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät ermöglicht ein gut strukturiertes, intensiv betreutes Doktoratsstudium. Das postgraduale Lehrprogramm soll den Promovierenden die Möglichkeit bieten, ihre Doktorarbeit innerhalb einer überschaubaren Zeit und in einer optimalen Qualität zu erstellen und sich in die Scientific Community zu integrieren. Graduiertenkolleg Geschichte des Wissens der ETH und der Universität Zürich Das im interuniversitären Zentrum „Geschichte des Wissens“ eingebettete Graduiertenkolleg vereint philosophische, wissenschafts- und technikgeschichtliche mit sozial-, wirtschafts- und kulturgeschichtlichen Forschungsprojekten. Dabei steht im weitesten Sinne die Geschichte der modernen Wissenssysteme im Zentrum. Das Ausbildungsprogramm des Graduiertenkollegs zielt auf eine methodisch und theoretisch breite Schulung, wissenschaftliches Arbeiten sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit ab. Graduate School at the Institute of Advanced Study in the Humanities and the Social Sciences (GS@IASH) Im Zentrum dieser Graduiertenschule der Universität Bern stehen die gemeinsamen Schlüsselkonzepte der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften, so dass die Profilausrichtung primär eine theoretische und methodologische ist. Der Studienplan setzt sich aus einem an der GS@IASH zu absolvierenden Kernprogramm und individuell wählbaren Veranstaltungen sowie eigenständigen wissenschaftlichen Aktivitäten zusammen. Interdisziplinäres Doktoratsgrogramm Asien und Europa der Universität Zürich Das gut strukturierte Doktoratsprogramm des Universitären Forschungsschwerpunkt (UFSP) Asien und Europa zielt auf optimale Rahmenbedingungen des Promotionsstudiums für den wissenschaftlichen Nachwuchs ab. Ein curriculares Angebot soll die interdisziplinären, disziplinären und überfachlichen Kompetenzen der Promovierenden vertiefen und den Austausch mit Forschenden aus verschiedenen Disziplinen ermöglichen. Programme doctorale en sciences de l’Antiquité (EDOCSA) EDOCSA verbindet die Departemente und Institute der Altertumswissenschaften der Universitäten Fribourg, Lausanne, Genf und Neuchâtel sowie die Lehrenden und Promovierenden der Urgeschichte und Archeometrie. Das Programm bietet den Promovierenden wissenschaftliche und methodologische Unterstützung bei der Erarbeitung ihrer Doktorarbeit und fördert ihre Integration in die internationale Forschungslandschaft.