Lesung und Gespräch mit der Herausgeberin Elisabeth Joris
Am 30. August 1965 wurden beim Bau des Stausees Mattmark 88 Bauarbeiter:innen durch den Abbruch einer Gletscherzunge unter 2 Millionen Kubikmetern Eis und Geröll begraben. Bei den Bergungsarbeiten konnten unter der bis zu 50 Meter starken Geröllschicht keine Überlebenden gefunden werden. Die Mehrheit der Todesopfer waren italienische Staatsangehörige. Das Risiko bei der Errichtung der Unterkunftsbaracken direkt unterhalb einer Gletscherzunge war nicht beachtet worden. Die Katastrophe rief deshalb in Italien heftige Kritik hervor. Sieben Jahre nach dem Unglück sprach die Walliser Justiz alle 17 Angeklagten frei. Ein grosser Teil der Gerichtskosten wurde den Familien der Opfer auferlegt, was in Italien eine neue Welle der Empörung hervorrief.
Das neue Buch von Elisabeth Joris lässt Familienangehörige zu Wort kommen, beleuchtet Unterschiede in der Erinnerungskultur in Italien und der Schweiz, stellt neue Erkenntnisse zum Gerichtsverfahren vor und beschreibt die Bedeutung der Mattmark-Katastrophe für den Wandel der gewerkschaftlichen Migrationspolitik zur Zeit der Schwarzenbach-Initiative.
Mit anschliessendem Apéro.