Lichtduschen. Geschichte einer Gesundheitstechnik 1890-1975

AutorIn Name
Niklaus
Ingold
Art der Arbeit
Dissertation
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Philipp
Sarasin
Kodirektion
Prof. Dr. David Gugerli
Institution
Neuzeit
Ort
Zürich
Jahr
2013/2014
Abstract
In den 1960er Jahren waren Ultraviolett-Strahler in Europa und Nordamerika Verkaufsschlager. Etwa tausend solche Sonnenlampen verliessen täglich allein die Produktionshallen der deutschen Marktführerin. Die Geräte verschafften Frauen, Männern und Kindern einen braunen Teint, dienten der Gesundheitspflege und halfen Krankheiten zu heilen. Ziel der Dissertation ist eine Erklärung dieser gewaltigen Sozialisierung technischer Mittel zur Belichtung des Menschen mit kurzwelligen Strahlen. Die Arbeit setzt in den 1890er Jahren ein, als Ärzte begannen, Glühbirnen und Bogenlampen als therapeutische Instrumente zu verwenden. Diese Rekrutierung des elektrischen Lichts als Heilmittel wird nicht als hochtechnisierte Spielart älterer Sonnenbadepraktiken betrachtet. Stattdessen wird gezeigt, wie die neuen technischen Mittel das Handeln der Mediziner beeinflussten, deren Ziele veränderten und durch ihre Eigenschaften zur Entstehung neuer Lichtbadepraktiken beitrugen. Einzelne Bestrahlungsapparate werden als Strategien verstanden, um die Lichtstrahlen in ganz bestimmten Rollen zu stabilisieren. In Anlehnung an Bruno Latours „Modell der Übersetzung“ zur Erklärung der Verlagerung „aller Elemente in Zeit und Raum“ werden die Fürsprecher ausgemacht, welche sich für die Leistungen der technischen Mittel interessierten, die Apparate in Kontroversen verteidigten, zur Lösung immer neuer Probleme herbeizogen und die Spezifikationen auf neue Anwendungen anpassten. Als Quellen dienen in erster Linie wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Darstellungen und Zeitschriftenartikel zu biologischen Lichtwirkungen und Anwendungen des (elektrischen) Lichts auf den Körper. Allgemeinmedizinische Zeitschriften, Fachblätter der Physikalischen Therapie sowie naturheilkundliche und lebensreformerische Periodika dokumentieren die Kontroversen, welche die Aufnahme der neuen Instrumente in den Methodenkanon der akademischen Medizin, die Entstehung der Lichttherapie als neues medizinisches Fachgebiet und den Einsatz von Bestrahlungsapparaten als Kurmittel, Allerweltsheilmittel und Gebrauchsgegenstand begleiteten. Patientenakten und Kurbroschüren enthalten Angaben zum Einsatz von Bestrahlungsapparaten im Sanatoriumsalltag. Gesundheits- und Schönheitsratgeber sowie Gebrauchsanleitungen geben Auskunft über die intendierten alltäglichen Anwendungsweisen der Geräte durch medizinische Laien und berichten teilweise von ihrem „Missbrauch“. Sitzungsprotokolle staatlicher Ausschüsse, die sich mit Regulierungsfragen befassten, und Wortmeldungen von Krankenkassenvertretern geben Aussensichten auf die Bestrahlungsapparate wieder.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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