Die Beziehungen der Schweiz zu Iran werden aus drei verschiedenen Perspektiven untersucht: Die bilaterale Perspektive schlägt einen Bogen von der Nachkriegszeit bis zur iranischen Revolution, während die internationale Perspektive den Fokus auf das Verhältnis zwischen den beiden Staaten im Kalten Krieg richtet und schliesslich die transnationale Perspektive die gesellschaftliche Interdependenz zwischen der Schweiz und Iran aufzeigt.
Im ersten Teil werden die beiden Staaten, nach einem kurzen historischen Überblick über die innen- und aussenpolitischen Entwicklungen in Iran und der Schweiz von 1946 - 1978, anhand ihrer diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen verzahnt. Obwohl die Schweizer Gesandten und Botschafter fleissig Berichte über die innen- und aussenpolitische Lage Irans schrieben, schien dieses Land von den Diplomaten in Bern als ein unscharfer Fleck zwischen Ägypten und Indien wahrgenommen worden zu sein. Auch die Schweizer Wirtschaft zeigte sich bis zum Einsetzen der Rezession zu Beginn der 1970er Jahre desinteressiert an den umfangreichen Aufbauprogrammen Irans. Erst nachdem Iran dank des massiven Anstiegs des Ölpreises 1974 über hohe Deviseneinnahmen verfügte, interessierte sich die Schweizer Privatwirtschaft intensiv für den iranischen Markt. Darauf schickte Bern 1978 einen in Wirtschaftsfragen versierten Botschafter nach Teheran, welcher, kaum im Amt, mit den innenpolitischen Erschütterungen in Iran konfrontiert wurde. Das eher geringe Interesse gegenüber den herrschenden Verhältnissen des Landes, die Konzentration der Kontakte auf das Kaiserhaus und auf die Wirtschaftsbeziehungen führten zu einer Verkennung der innenpolitischen Situation des Landes: Die Schweizer Diplomatie wurde von der iranischen Revolution völlig überrascht.
Im zweiten Teil werden die Beziehungen der beiden Staaten anhand zweier Krisen in Iran im Kontext des Kalten Krieges untersucht: der Aserbaidschankrise 1946 und der Krise um die Verstaatlichung der Ölförderung Irans zwischen 1951ñ1953. Unter dem Eindruck der eigenen, aussenpolitisch prekären Situation in den unmittelbaren Nachkriegsjahren verfolgten die Schweizer Gesandten mit Wohlwollen die Bemühungen Irans, die Sowjetunion zum Truppenabzug aus der Provinz Aserbaidschan zu bewegen. Zu Beginn der 1950er Jahre zeigte die Schweiz dagegen kein Verständnis für die Verstaatlichung der iranischen Ölförderung durch den nationalistischen Premierminister Mosāddeq. Einerseits interpretierten die Schweizer Repräsentanten den Konflikt nur noch aus der Optik des Kalten Krieges und andererseits schlugen sie sich in diesem britisch-iranischen Konflikt ganz auf die Seite der ehemaligen Kolonialmacht. Die Haltung Grossbritanniens lag der Schweiz nicht nur
näher, weil sie Schweizer Privatbesitz in unabhängig gewordenen Kolonien verteidigen musste, sondern auch, weil sie in ihrer Europapolitik auf die Unterstützung Londons zählen konnte. Die persönliche Verbundenheit Mosāddeqs zur Schweiz fiel dagegen kaum ins Gewicht. In erster Linie interessierte sich Bern für Informationen über die UdSSR und schickte dazu eigens einen MilitärattachÈ nach Teheran.
Im dritten Teil wird anhand einzelner einschneidender Ereignisse die gesellschaftliche Dimension der schweizerisch-iranischen Beziehungen aufgezeigt. Die Ausbildung der iranischen Elite, besonders Schāh Mohammad Rezā Pahlavi, in der Schweiz führten zu wichtigen Kontakten auf inoffizieller und offizieller Ebene. Aufgrund seiner persönlichen Verbundenheit zur Schweiz erwarb der Schāh 1968 eine Villa in St. Moritz und hielt sich mit seinem Gefolge regelmässig in der Schweiz auf. Gleichzeitig solidarisierten sich Schweizer Gruppen der «Neuen linken Bewegung» mit iranischen Oppositionellen und nahmen die Aufenthalte des Herrschers in der Schweiz zum Anlass, die Situation in Iran öffentlich anzuprangern. Sie setzten damit die Schweizer Behörden unter Druck, die ab Beginn der 1970er Jahre bemüht waren, der Schweizer Exportwirtschaft den Weg zum boomenden iranischen Markt zu ebnen. Einen Höhepunkt der Störaktionen der Gegner des PahlaviRegimes bildete 1976 die Besetzung des iranischen Generalkonsulates in Genf, welche die diplomatische Beziehung zwischen den beiden Ländern zutiefst erschütterte. Die Bundesbehörden vermochten zwar die Beziehungen bald zu verbessern, doch die iranische Revolution machte den Schweizer Exportplänen einen Strich durch die Rechnung.
Die Dissertation ist 2002 beim Orell Füssli Verlag in der Reihe Zeitgeschichte erschienen.