Gesellschaft Schweiz-Sowjetunion. Eidgenössische Öffentlichkeitsarbeit für die rote Supermacht 1944 – 1956

AutorIn Name
Ralph
Monatsberger
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Julia
Richers
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2017/2018
Abstract
Seit der Gründung der Sowjetunion versuchten die Bolschewiki das eigene Image im Ausland zu beeinflussen, da der junge Einparteienstaat auf dem internationalen Parkett eine schwierige Stellung hatte. Geschwächt durch die politischen Umbrüche und die teilweise ausgeübte Ächtung durch die weltweite Staatengemeinschaft nutzte die Sowjetunion verschiedene Möglichkeiten, um ihre aussenpolitischen Ziele zu erreichen. Ergänzend zur konventionellen Diplomatie nutzte man zunehmend kulturelle Kanäle und Organisationen, welche die Aussenpolitik ankieren sollten. Eine dieser Organisationen war die 1944 gegründete Gesellschaft zur Förderung und P ege normaler Beziehungen zwischen der Schweiz und der Sowjetunion, welche später den prägnanteren Namen Gesellschaft Schweiz-UdSSR (GSS) erhielt. Die GSS betrieb als Nichtregierungsorganisation die Öffentlichkeitsarbeit für die Sowjetunion in der Schweiz. Die Masterarbeit befasst sich mit den konkreten Inhalten der Öffentlichkeitsarbeit, den verschiedenen Zielgruppen und der öffentlichen Wahrnehmung der GSS. Die hauptsächlich von Kommunisten und sowjetfreundlichen Intellektuellen gegründete Organisation zielte auf die aktive Beeinflussung des öffentlichen Diskurses über die Sowjetunion ab. In einem hermeneutischen Verfahren wurden Akten der Bundesbehörden aus dem Schweizerischen Bundesarchiv in Bern sowie interne Dokumente der GSS aus dem Sozialarchiv in Zürich analysiert, um die verschiedenen Veranstaltungen, Tätigkeiten und Reisen der Organisation seit ihrer Gründung bis Ende des Jahres 1956 zu untersuchen. Nach einer kurzen Hochphase während der späten 1940er Jahre begann der langsame Abstieg der GSS. Der Verein füllte für lange Zeit eine schweizerische Nischenposition im kulturellen Beziehungsnetzwerk zur UdSSR aus. Trotz bekannter Mitglieder und guter Verbindungen nach Moskau gelang es der GSS kaum, die Beziehungen zwischen der UdSSR und der Schweiz zu beeinflussen. Jahrelang hatte sich die GSS eine nach aussen neutrale und apolitische Fassade errichtet, die in den zunehmenden Spannungen des Kalten Krieges bröckelte. In dieser Masterarbeit wird gezeigt, dass die GSS nicht nur vonseiten der Behörden oder bürgerlicher Kreise unter Druck geriet, sondern auch vonseiten der eigenen Mitglieder und teilweise von staatlichen Stellen der Sowjetunion. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde zunehmend schwieriger, da die sowjetische Aussenpolitik dem in der Schweiz verbreiteten Bild der Sowjetunion diametral entgegenstand. Die Divergenz zwischen der vermittelten Utopie und der politischen Realität wurde immer grösser, was sich unter anderem negativ auf die Glaubwürdigkeit und damit auch auf die Mitgliederzahlen auswirkte. Die Einseitigkeit der Inhalte und die kritiklose Verteidigung der Sowjetunion in der Schweiz begrenzte die Reichweite der GSS weiter. Trotz neuer Strategien und vermehrter Unterstützung durch sowjetische Künstler konnte die GSS ausserhalb eines linken und progressiven Milieus kaum jemanden erreichen. Die Nähe zur Partei der Arbeit (PdA) und anderen linksgerichteten Vereinigungen wirkte sich ebenfalls negativ auf die öffentliche Wahrnehmung der GSS aus. Die Organisation unterlag seit ihrer Gründung einem breiten Wahrnehmungsspektrum. Von Bedrohungspotenzial der Landessicherheit bis zu wertvolle Brücke zwischen der Schweiz und der Sowjetunion waren alle Auffassungen vertreten. Erst der Ungarn-Aufstand von 1956 und die darauffolgenden antikommunistischen Reaktionen in der Schweiz führten zu einer einheitlichen Wahrnehmung. Neben den Behörden nahmen nun auch zivilgesellschaftliche Organisationen den Widerstand gegen die sowjetische Kulturpropaganda und deren helvetischen Akteur auf. Proteste und gewalttätige Ausschreitungen richteten sich gegen die Mitglieder und Veranstaltungen der GSS. Infolgedessen verlor die GSS nicht nur moderate Mitglieder, sondern auch wichtige Führungspersönlichkeiten. In der Masterarbeit wird ebenfalls ersichtlich, dass die GSS Teil eines internationalen Netzwerks war, in welchem sich prosowjetische Friedens- und Kulturorganisationen im Sinne Moskaus betätigten. Grosse Übereinstimmungen im Vorgehen und bei den Inhalten weisen darauf hin, dass diese Organisationen von der Sowjetunion geleitet und gelenkt wurden. Ein gegenseitiger Kulturaustausch auf Augenhöhe war nie ein reales Ziel dieser Vereinigungen. Vielmehr bestand ihre Aufgabe darin, den sowjetischen Weg anzupreisen und damit die Sowjetunion und ihre Politik im Ausland zu legitimieren.

Zugang zur Arbeit

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