Domestic Spaces and Water Displays in the Late Roman West

AutorIn Name
Ginny
Wheeler
Art der Arbeit
Dissertation
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Cristina
Murer
Kodirektion
Prof. Dr. Ine Jacobs
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2022/2023
Abstract

Wasser und seine Inszenierung waren ein wesentliches Element der Lebenswelt in den Häusern der Elite in der Spätantike. Die Studie untersucht das zunehmende Interesse an der Einbeziehung von Wasser für Dekorationszwecke, Repräsentation, Sinneserfahrung und für klimatische Zwecke in spätantiken Wohnhäusern des westlichen Mittelmeerraums. Die erhaltenen Überreste von Brunnen und anderen dekorativen Wasserinstallationen wie Bassins und Pools in den Höfen, Gärten und Speisesälen gehobener städtischer Häuser und ausserstädtischer Villen im gesamten spätrömischen Westen zeugen von der weiten Verbreitung dieses Phänomens. Die Sinneserfahrung und die kulturellen Implikationen sind bisher jedoch noch nicht systematisch erforscht worden. Obwohl Domus und Villen in der Spätantike nur selten gemeinsam untersucht werden, lassen sich durch die kombinierte Untersuchung ihrer dekorativen Wasserarchitekturen sowohl gemeinsame Vorlieben der Eliten als auch regionale Unterschiede und Trends aufzeigen.

Die vorliegende Arbeit stellt eine erste Synthese der archäologischen Befunde zu spätantiken Wasserbauten in Häusern und Villen des westlichen Reiches dar. Die Zusammenstellung dieser Befunde ermöglicht es, Kontinuitäten und Veränderungen im Vergleich zu den griechisch-römischen Vorgängern aufzuzeigen und regionale und reichsweite Muster und Präferenzen zu identifizieren.

Die Analyse des Standorts, der Form, der Wasserkonfiguration sowie des Dekors der einzelnen Wasserinstallationen bildet die materielle Grundlage für die Bewertung der immateriellen Faktoren, die die Erfahrung der antiken Besucher bei der Begegnung mit dekorativen Wasserarchitekturen in Wohnräumen prägten. Folgende zwei unterschiedliche Ansätze, die beide den entscheidenden Einfluss des Standortes betonen, werden zur Bewertung spätantiker Wasserbauten in Stadthäusern angewandt.

Ein multiskalarer und zeitlich gestaffelter Analyserahmen, der auf ein Wohnviertel im spätantiken Ostia angewandt wird, konnte zeigen, wie spätrömische Häuser und ihre dekorativen Brunnen und Wasseranlagen von bereits vorhandenen Strukturen und der sich ständig verändernden Dynamik des städtischen Wandels geprägt wurden.

Die Fallstudie in Ostia – zusammen mit einem Überblick über die erhaltenen Beispiele in Rom und in nordafrikanischen Städten – zeigt, wie die Hausbesitzer die verfügbaren Infrastrukturen und Materialien nutzten und einsetzten, um an verschiedenen lokalen, regionalen und überregionalen Trends teilzuhaben. Sie bietet auch Einblicke in antike Entscheidungsprozesse, die der Installation von dekorativen Brunnen und Bassins zugrunde lagen und die aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit von Baumaterial, sowohl in den städtischen wie auch in den ländlichen Kontexten, von den Bauherren Einfallsreichtum und Raffinesse erforderten.

Der innovative bioklimatische Ansatz der Arbeit zeigt, in welchem Umfang Wasseranlagen zur passiven Regulierung des Raumklimas insbesondere in hispanischen Villen eingesetzt wurden. Darüber hinaus konnte ein Überblick über die dekorativen Wasserbauten in Villen des gesamten Westens zeigen, wie die Installationen als effektives Mittel zur Schaffung sinnlicher Erlebnisse für Besucher und zur strategischen Gestaltung von Wasser und Landschaft eingesetzt werden konnten.

Durch die neue Perspektive verortet dieser facettenreiche Ansatz die dekorativen Wasserbauten in ihrem antiken Kontext, um – soweit es die Befunde erlauben – die sinnliche Erfahrung einzubeziehen und der Wahrnehmung der antiken Bewohner so nahe wie möglich zu kommen.

Die Untersuchung schliesst mit einer Auswertung der vielfältigen Funktionen der Wasserarchitekturen in spätantiken Wohnräumen und der Frage, inwieweit sie Rückschlüsse auf die Motive der Hausbesitzer zulassen. Die Hausbesitzer schätzten ihre dekorativen Wasserinstallationen nicht nur wegen ihrer ästhetischen Qualitäten, sondern auch wegen ihres praktischen und kühlenden Nutzens, ihrer sensorischen Bereicherung und ihrer soziokulturellen Bedeutung als Statussymbole, als Demonstration klassischer Bildung und als Ausdruck der aktiven Teilnahme an der zeitgenössischen Elitenkultur im gesamten Reich.

Eine Monographie ist in Vorbereitung.

 

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