Die Amtsträger des Erzstift Mainz im Spätmittelalter

AutorIn Name
David
Schock
Art der Arbeit
Dissertation
Stand
laufend/en cours
DozentIn Name
Prof.
Christian
Hesse
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2024/2025
Abstract

Im folgenden Promotionsprojekt wird das Augenmerk auf die Amtsträger der zentralen und lokalen Verwaltung der fürstbischöflichen Territorialverwaltung gelegt. Während die Bischöfe des spätmittelalterlichen Reichs aufgrund der Wahl oder der päpstlichen Provision keine dynastische Kontinuität aufbauen konnten, blieben Amtsträger und Räte oftmals unabhängig der Bischofspersonalie dem Erz- oder Hochstift verbunden und bildeten somit eine Konstante in der Regierung und Verwaltung. Im Zentrum der Studie steht das Erzstift Mainz, dessen Funktionsträger in der Zeit von etwa 1459 bis 1514 mithilfe eines prosopographischen Ansatzes systematisch aufgearbeitet und komparatistisch mit anderen Erz- und Hochstiften verglichen werden. Als primäre Quellengrundlage dienen die Mainzer Ingrossaturbücher, die ab dem 15. Jahrhundert lückenlos überliefert sind und sowohl Urkundenabschriften als auch Bestallungen, Korrespondenzen mit Amtsträgern, Einreitlisten, Ordnungen und Quittungen enthalten. Sie gewähren einen umfangreichen Einblick in die zentrale und lokale Verwaltung und enthalten Namen von diversen Amtsträgern.
Dadurch lässt sich mit Blick auf das selbst für spätmittelalterliche Verhältnisse stark zerstückelte Erzstift Mainz die Frage nach differierenden Ausbildungen von Karrieren, Praktiken und Wissensbeständen in den Zentren, respektive in der Peripherie stellen. Gleichzeitig kann mit diesem Ansatz herausgearbeitet werden, inwieweit die Hochstiftsverwaltung ein Schnittfeld unterschiedlicher Akteure darstellte, die auch in dem jeweiligen geographischen Raum verwurzelt waren.
Der längere Zeitrahmen von 1459 bis 1514 ermöglicht es ausserdem, Entwicklung und Tendenzen festzustellen sowie eine allfällige Gruppe von Familien zu identifizieren, die sich – analog zur Entwicklung des stiftsfähigen Adels bei der Besetzung des Domkapitels – gewisse Funktionen im Erz- bzw. Hochstift für sich zu sichern versuchten und sich damit gegen Aussenstehende abzugrenzen begannen. Schliesslich spielte gelehrtes Wissen besonders im Zusammenhang mit der 1477 gegründeten Universität Mainz eine immer stärker werdende Rolle für die Besetzung bestimmter Ämter, was den vorwiegend aus dem Bürgertum stammenden Studierten neue Möglichkeiten des Aufstiegs innerhalb der fürstbischöflichen Verwaltung bis hin zum gelehrten Rat oder sogar einer Funktion in der Zentralverwaltung ermöglichte.