Der Wandel des Frauenbildes der Miliciana im Spanischen Bürgerkrieg (1936 – 1939)

AutorIn Name
Gorane
Lottenbach
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Christian
Büschges
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2020/2021
Abstract
Zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges (1936 – 1939), der durch den Militärputsch Francisco Francos seinen Anfang nahm, kam es zu einer Mobilisierung breiter Teile der Gesellschaft. Dabei beteiligten sich nicht nur spanische Männer, sondern auch viele Frauen am Widerstand gegen die Aufständischen. Sie kämpften entweder als Milicianas (dt. Milizsoldatinnen) auf Seiten der Republikaner oder wurden an der Heimatfront tätig. Zur heroischen Figur der kampfesbereiten Miliciana trat jedoch schon nach wenigen Monaten die Vorstellung hinzu, dass Milicianas Prostituierte seien. Die vorliegende Masterarbeit hat sich zum Ziel gesetzt, diesem Imagewandel auf den Grund zu gehen. In Anlehnung an die Historikerin Mary Nash wird dabei der Frage nachgegangen, ob die heldenhafte Figur der Miliciana tatsächlich nur zur Mobilisierung von Männern intendiert war, sodass Frauen, die sich ebenfalls davon angesprochen fühlten, als Prostituierte diskreditiert und schon bald wieder von der Front vertrieben wurden. Zur Beantwortung dieser Frage wurden diverse Plakate, Zeitungsartikel, Zeitungsbilder, Zeitschriften, militärische Dekrete, Biografien und politische Reden im Zusammenhang mit dieser Thematik sowie Aussagen einzelner Milicianas als Quellen herangezogen und mit dem Forschungsstand verglichen. Im Einzelnen konnte nachgewiesen werden, dass in einer ersten Bürgerkriegsphase Frauen als Frontkämpferinnen durchaus willkommen waren. Prominentestes Beispiel dafür ist die Rede „No pasarán“ von Dolores Ibárruri, in welcher sie Frauen explizit zur bewaffneten Verteidigung der Zweiten Spanischen Republik aufrief. Diesem Appell folgten denn auch bis zu 7000 Frauen, bis heute sind allerdings keine exakten Zahlen zu den am Spanischen Bürgerkrieg als Milicianas beteiligten Frauen verfügbar. In der zweiten Phase des Spanischen Bürgerkrieges, als sich ein Arbeitskräftemangel abzuzeichnen begann, wurde der Aufruf an die spanischen Frauen, sich an der Heimatfront zu betätigen, stärker. Dieser Stimmungswandel lässt sich besonders deutlich an der auf Plakaten und anderen Publikationen abgedruckten Losung ablesen: „Los hombres al frente, las mujeres a la retaguardia“ (dt. „Die Männer an die Front, die Frauen an die Heimatfront“). In diese Phase fällt auch der Erlass diverser Militarisierungsdekrete zur Neuordnung der den franquistischen Truppen an Disziplin und Professionalität unterlegenen republikanischen Volksmilizen. Ab 1937 wurden die Milicianas verstärkt mit Prostituierten assoziiert. Die Ursachen dieser veränderten Wahrnehmung lassen sich dabei nicht nur in den damals grassierenden Geschlechtskrankheiten finden, sondern sind auch in Publikationen der franquistischen Seite zu suchen, welche die Milicianas als vermännlichte, blutrünstige und amoralische Frauen verunglimpften. Ausserdem befanden sich unter den Milicianas tatsächlich auch einige (ehemalige) Prostituierte. Die Masterarbeit gelangt zum Ergebnis, dass die Figur der Miliciana keineswegs nur Männer mobilisieren sollte und dass weder die Militarisierungsdekrete noch der Vorwurf, die Milicianas seien Prostituierte, dazu dienten, die Milicianas von der Front zurückzuziehen und an die Heimatfront zu drängen. Vielmehr traten einige Milicianas sogar in das neugeordnete republikanische Volksheer über, wie namentlich die Miliciana Mika Etchebéhère, welche den Rang eines Feldwebels bekleidete.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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