Das „Mysterium“ Ianus. Eine Studie zur Behandlung der Erwähnungen des Numen Ianus in spätantiken Quellen

AutorIn Name
Ika
Mayr
Art der Arbeit
Masterarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Stefan
Rebenich
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2017/2018
Abstract
Zu den interessantesten, aber auch schwierigsten Gegenständen der Alten Geschichte zählt die Beschreibung der komplexen Prozesse der Christianisierung des Römischen Reiches in der Spätantike und der damit einhergehenden kulturellen, sozialen, politischen und religiösen Veränderungen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einem Aspekt dieses Themas: der Präsenz und Bedeutung des Gottes Ianus in der spätantiken Überlieferung. Die Religions- und Altertumswissenschaften stellt dieser römische Gott Ianus vor zahlreiche Probleme. Sein Name wird von ianua, d. h. Tor oder Durchgang, hergeleitet und mit einem der sieben Berge Roms, dem Ianiculum, in Verbindung gebracht. Schon seine Anfänge liegen im Dunkeln; sicher lässt sich aus den Bruchstücken der Überlieferung nur erkennen, dass Ianus bereits in alter Zeit neben Iuppiter, Mars, Quirinus und Liber als wichtige Gottheit verehrt wurde. Es handelte sich um einen öffentlichen Kult; Weihungen von Privatpersonen gibt es kaum. In Rom sind zwei Altäre bezeugt; sein Tempel befand sich auf dem Forum Holitorium beim Marcellustheater. Der bekannteste Kultbau ist aber der des Ianus Geminus auf dem Forum Romanum, dessen Tore unter der Herrschaft des Augustus auf Geheiss des Senats drei Mal geschlossen wurden, um öffentlich zu kommunizieren, dass im ganzen Reich Frieden herrsche. Der Brauch wurde in augusteischer Zeit auf den sagenhaften König Numa zurückgeführt und der Princeps nutzte den erneuerten Kult als wirkmächtiges Symbol monarchischer Friedenspolitik. Seit dieser Zeit trug Ianus auch die Epiklese Quirinus, die den Gott mit dem Krieg verknüpfte und auf seine Fähigkeit abhob, durch militärische Auseinandersetzungen Frieden herzustellen. Der Monat Ianuarius war nach ihm benannt, am ersten Tag eines jeden Monats wurde ihm geopfert und er wurde als pater apostrophiert. Umstritten ist, woher seine ikonografische Auffälligkeit, die Darstellung mit zwei, bisweilen auch mit vier Köpfen, rührt, die ihn auch in der Rezeption berühmt gemacht hat. Für die Rekonstruktion der kultischen Praxis und der mythischen Perzeption des römischen Gottes sind spätantike Quellen von zentraler Bedeutung, in denen Ianus nicht nur Gegenstand antiquarischer und enzyklopädischer Gelehrsamkeit, sondern auch Objekt religiöser Kontroversen zwischen Christen und Heiden ist. Diese Zeugnisse untersucht die vorliegende Masterarbeit. Ausführlich wird die höchst heterogene Überlieferung zu Kult und Mythos, zu Kultorten und Darstellungen analysiert und systematisiert. Dann widmet sich die Arbeit eingehend der christlichen Kritik am Kult und Mythos, rekapituliert die euhemeristische Interpretation der paganen Tradition und akzentuiert verschiedene „Funktionen“ des Ianus (u. a. als Anfang, Sonne, Welt und Mittler). Da der christliche Kirchenvater Augustinus in seiner apologetischen Schrift „De civitate dei“ und der altgläubige Autor Macrobius in seinen „Saturnalien“ ausführlich auf den Gott eingehen, werden deren Texte ausführlich diskutiert. Schliesslich werden die einschlägigen Zeugnisse seit dem vierten nachchristlichen Jahrhundert zeithistorisch kontextualisiert und es wird nach Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der Wahrnehmung und Darstellung des Gottes gefragt. So kann gezeigt werden, dass der christliche Historiker Orosius das Schliessen des Tempels des Ianus Geminus unter der Herrschaft des Augustus providentialistisch ausdeutete und Pax Augusta und Geburt Christi parallelisierte. Ammianus Marcellinus wiederum nutzte die Erinnerung an Ianus zur Kritik an Constantius II. Ianus war auch in der Spätantike mit rituellen Anfängen unterschiedlicher Art verbunden. Folglich kann nicht allein auf die Heterogenität des Ianus-Kultes abgehoben werden, sondern mit Fritz Graf sind die unterschiedlichen Traditionen, die in der Spätantike exemplarisch zu fassen sind, zu integrieren, indem man Ianus als Gott des Durchgangs im topografischen, zeitlichen und übertragenen Sinn versteht – und damit natürlich auch als Mittler zwischen unterschiedlichen Räumen.

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