Welche Rolle spielt die Migration bei der Etablierung neuer Formen der Lebensgestaltung und der Organisation von Gesellschaften? Für die Tagung "Migration und sozio-politische Innovation" (2. März 2018, Universität Fribourg) sind Beiträge gesucht, die dem Zusammenhang von Migration und sozio-politischer Innovation anhand konkreter Fallstudien oder theoretisch-methodologischer Überlegungen, insbesondere auch in Bezug auf die Digital Humanities, nachgehen. Unter sozio-politischer Innovation wird die Entstehung, Durchsetzung und Verbreitung von neuen sozialen und politischen Praktiken in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen verstanden. Ziel ist es, solche gesellschaftlichen Transformationen, die in Zusammenhang mit Migration auftreten, zu identfizieren, zu analysieren und die ihnen zugrunde liegenden Bedingungen zu entschlüsseln.
Zeitgenössische und historiografische Debatten, die Migration vor allem als Problem begreifen, übersehen oft jene sozio-politischen Innovationen, die aus verschiedenen Formen von Migration resultieren.1 Das Betrachten der Geschichte durch die Linse der Migration erweitert deshalb nicht nur den etablierten Wissensstand, sondern stellt auch einige grundlegende historiografische Annahmen in Frage. Demokratisierungsprozesse liessen sich beispielsweise mit Gewinn aus einer Migrationsperspektive beschreiben. Dies wurde in der historischen Forschung bislang jedoch nur selten zur Anwendung gebracht.
Distanznehmend zu einer neoliberalen Verwendung des Begriffs2 soll das Konzept der sozio-politischen Innovation auf seine Eignung für die Analyse gesellschaftlicher Transformationen in unterschiedlichen sozialen und politischen Bereichen überprüft werden. Ausgehend von einem weitgefassten Migrationsbegriff werden dabei sowohl Formen von interner wie auch internationaler Mobilität in den Blick genommen. In der Keynote wird Michael Goebel (Professor für Globalgeschichte und Lateinamerikanische Geschichte an der Freien Universität Berlin) zu Migration as a Motor of Change: Colonial Subjects in Interwar France and Decolonization referieren.3
Die zwanzigminütigen Präsentationen können auf Deutsch, Französisch, Italienisch oder Englisch erfolgen. Vorschläge inklusive Kurzbiografie (ca. 300 Wörter) sind bis zum 5. Juni 2017 an das Organisationskomitee einzureichen:
Francesca.Falk@unifr.ch (Oberassistentin im Studienbereich Zeitgeschichte an der Universität Fribourg) / info@infoclio.ch (Fachportal für die Geschichtswissenschaften der Schweiz). Reise- und Übernachtungskosten werden übernommen. Für ausgewählte Artikel besteht die Möglichkeit der Präsentation am XXIII Kongress des International Committee of Historical Sciences, Poznań 2020 (Panel Migration and socio-political Innovation. Comparing historical Case Studies).