CfP: Allesumfassend? Techniken und Medien des Enzyklopädischen, ca. 1945-2000

25. April 2025
Call for papers

Workshop 16.–17. Oktober 2025 
Kolleg-Forschungsgruppe Angewandte Geisteswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin 
Keynote: Oliver Gaycken

Enzyklopädische Projekte des Internetzeitalters haben einige Aufmerksamkeit erfahren. Ebenso liegen ausgedehnte Forschungen zu Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts vor. Insgesamt wenig erforscht ist hingegen, wie sich wissenschaftliche Enzyklopädien während des und nach dem ökonomischen Boom der Nachkriegsjahre entwickelt, welche Technologien und Medien jenseits des Buches den Zugriff auf textuelle wie visuelle Informationen geformt und damit den gesellschaftlichen Umgang mit Wissen geprägt haben. Dies ist nicht zuletzt deswegen von besonderem Interesse, weil enzyklopädische Projekte als „Wissensspeicher“ oft zu nationalen oder internationalen Großprojekten avancierten und damit gesellschaftlich-politische, epistemische sowie mediale Umbrüche markierten. So weisen Studien zu Lochkarten oder Mikrofilmen, zu Bild-, Film- und Fachenzyklopädien oder zum Dokumentations- und Informationswesen darauf hin, dass sich zwischen ca. 1945 und 2000 charakteristische technisierte Formen des Enzyklopädischen herausgebildet haben. Diese „Regime des Enzyklopädischen“, so eine Arbeitshypothese des Workshops, können retrospektiv als heterogene Zwischenformen der Technisierung des Umgangs mit Daten, Information und Wissen betrachtet werden. Im Workshop soll die Genese solcher enzyklopädischen Regimes anhand zeitlich und räumlich möglichst breit gestreuter Beispiele untersucht werden. 


Insbesondere sind Einreichungen zu den folgenden Themenbereichen erwünscht: 
- Praktiken des Enzyklopädischen: Wie wurden Daten und Informationen in Form von Texten, Bildern oder Filmen gesammelt, extrahiert, kompiliert, synthetisiert, dokumentiert, visualisiert und publiziert? 

- Mediale und technische Bedingungen des Enzyklopädischen: Welche medialen Bedingungen prägten diese Projekte, etwa von Transformationen des gedruckten wissenschaftlichen Buches zu hybriden Architekturen aus gedrucktem Buch und semi-automatisierten Informationssystemen, oder Zwischenstufen der Technisierung und Digitalisierung wie Mikrofilm, Magnetband, CD-ROM etc.? 

- Verwandte Formen der Wissenssammlung: Welche Projekte gab es, die nicht Größe, Systematisierung oder Universalismus, sondern das Partikuläre, Kleine, Lokale in den Blick nahmen? 

- Verortungen: Von besonderem Interesse sind analoge Fälle etwa aus den sozialistischen Staaten oder dem Globalen Süden. Wer waren die Akteur:innen dieser Vorhaben? Welche spezifischen Differenzierungen, Verschiebungen oder Adaptationen des Enzyklopädischen im weiteren Sinne lassen sich in globaler Perspektive ausmachen?

Interessierte Wissenschaftler:innen aller Karrierestufen sind dazu eingeladen, bis zum 25. April 2025 ein Abstract (max. 250 Wörter) für eine 20-minütige Präsentation inkl. Kurz-Bio an mathias.grote@uni-greifswald.de und sarine.waltenspuel@unilu.ch zu schicken. Die Sprache des Workshops ist Deutsch; Beiträge sind in englischer wie deutscher Sprache möglich. Übernachtungskosten der Teilnehmenden werden übernommen, für Nachwuchswissenschaftler:innen ist eine Übernahme von Reisekosten in begrenztem Rahmen möglich. 

Der Workshop wird in Kooperation mit der Kolleg-Forschungsgruppe Applied Humanities. Genealogy and Politics durchgeführt.

Organisiert von
Mathias Grote (Universität Greifswald) und Sarine Waltenspül (Universität Luzern/ Humboldt-Universität zu Berlin)
Sprachen der Veranstaltung
Deutsch
Englisch

Kosten

CHF 0.00