CfA: Zu Fuss

15. Mai 2023
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traverse. Zeitschrift für Geschichte. Revue d’histoire 1/2025

Jahrtausendelang waren Menschen mehrheitlich zu Fuss unterwegs. Verschiedenste Formen menschlichen Unterwegsseins basieren wesentlich auf fussgängerischer Praxis: das Marschieren der Soldat*innen, das Spazieren der Flaneur*innen, das Wandern der Handwerksgesellen, das Pilgern, oft auch das Jagen. Zu Fuss unterwegs waren Frauen und Männer, Reiche und Arme, Junge und Alte, Gesunde und Kranke. Von den Reisläufern zur bürgerlichen Wanderlust, über die alpine Transhumanz und die Exerzitien militärischer Einheiten bis zur unerträglichen Grausamkeit der «Todesmärsche» umfasst die Fortbewegung zu Fuss das ganze Spektrum freiwilliger und erzwungener menschlicher Mobilitäten. Erst der Fort-Schritt der letzten zweihundert Jahre hat das freiwillige Zufussgehen teilweise marginalisiert: Auf der «Landstrasse» wurden «Vagabunden» und «Wanderarme» im 19. Jahrhundert einer zunehmend rigiden Kontrolle unterworfen; in den auf Automobile ausgerichteten Städten wurden Fussgänger*innen im 20. Jahrhundert in eng abgesteckte Zonen verbannt. Mit Blick in die Zukunft ist zu fragen: Welche Effekte werden künftige Energie- und Umweltkrisen haben? Werden sie das Zufussgehen wieder zum Normalfall machen?

Das Themenheft nimmt die Vielfalt fussgängerischer Mobilitäten in transepochaler Perspektive, von der Antike bis in die neueste Zeit, in den Blick. Wir fragen nach militär-, sozial-, wirtschafts- und religionsgeschichtlichen Aspekten des Zufussgehens: Mit welchen Intentionen gingen Menschen und Tiere zu Fuss wohin? Wie reflektierten die Fussgänger*innen selbst ihre Fortbewegungsart? Wie nahmen sie ihre Umgebung wahr? Welches Verhältnis entwickelten sie zu anderen zeitgenössischen Mobilitätsformen? Wie sprachen die Fürsprecher anderer Fortbewegungsmittel über das Zufussgehen? Welchen juristischen Einschränkungen wurden Fussgänger*innen unterworfen? Darüber hinaus widmet sich das Heft auch den spezifischen Materialitäten des Zufussgehens: Was trugen die Menschen auf dem Fussweg eigentlich auf und bei sich? Das Schuhwerk (oder dessen Absenz), der Knotenstock, der Rucksack und andere Gegenstände prägten menschliche Fortbewegungspraktiken massgeblich und wandelten sich im Laufe der Zeit, beispielsweise vom notwendigen Reiseutensil zum raffinierten Konsumobjekt. Zuletzt ist die wenig erforschte Geschlechterperspektive einzubeziehen: Welche genderspezifischen Praktiken des Zufussgehens existierten und aus welchen Kontexten sind sie historisch zu erklären?

Mit seiner grossen Bandbreite möchte das Themenheft schliesslich auch einen Beitrag zu gegenwärtigen migrations- und mobilitätsgeschichtlichen Debatten leisten, in denen Fussgänger*innen und das Zufussgehen, trotz ihrer bis 1945 dominanten Stellung in der menschlichen Alltagsmobilität, eine untergeordnete Rolle spielen.

Der geplante Heftschwerpunkt wird als traverse-Ausgabe 1/2025 erscheinen. Die erste Version der Manuskripte erwarten wir bis zum 15. Februar 2024. Die Artikel sollten eine Maximallänge von 30‘000 Zeichen inkl. Leerzeichen nicht überschreiten. Die Beiträge durchlaufen ein double blind peer review-Verfahren.
Für die formalen Richtlinien und die redaktionellen Anweisungen siehe https://revue-traverse.ch/schreiben-fuer-traverse/formale-vorgaben-fuer….

Abstract
Wir laden Interessierte ein, bis zum 15. Mai 2023 ein Abstract (ca. 400 Wörter), ein CV sowie eine Auflistung der Publikationen an Marino Ferri (marino.ferri@unibas.ch), Anja Rathmann-Lutz (anja.rathmann@revue-traverse.ch) oder Tiphaine Robert (tiphaine.robert@unidistance.ch) zu senden.

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traverse – Zeitschrift für Geschichte – Revue d'Histoire

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