Andate e ringraziatene il Re: Elisabetta Farnese. Die Rolle der spanischen Königin in den höfischen Netzwerken (1714-1717)

AutorIn Name
Eva
Ott
ZweitautorIn Name
Renate
Portmann
Art der Arbeit
Lizentiatsarbeit
Stand
abgeschlossen/terminé
DozentIn Name
Prof.
Christian
Windler
Institution
Historisches Institut
Ort
Bern
Jahr
2005/2006
Abstract

„Ein kleines Bergvolk, wie Du bist, hat nur, was in ihm ist und aus ihm kommt, – sonst nichts, keinen erborgten Schimmer. Frommer Glaube, reine Gottesfurcht, strenge Rechtlichkeit, einfache Sitten.“ So hat der ehemalige Stanser Pfarrer Joseph Maria Businger das Volk Unterwaldens im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts beschrieben. Doch waren die Nidwaldner wirklich so fromm? Oder standen vielleicht noch andere Interessen als der Glaube hinter dem frommen Werken?

 

Diesen und anderen Fragen widmet sich die Lizentiatsarbeit, wobei die ordentlichen und ausserordentlichen Kreuzgänge des Landes Nidwalden sowie die Stanser Bruderschaften im Zentrum stehen. Betrachtet wird die Frömmigkeitspraxis aus der Perspektive der Obrigkeit und der Bruderschaften.

 

Die Arbeit ist im Zeitalter des Barock angesiedelt, in dem der Katholizismus nach den Wirren während der Reformation eine neuerliche Blüte erfuhr. Die bedeutendsten flankierenden Ereignisse bilden dabei das Ende des Konzils von Trient im Jahre 1563 und die Besetzung Nidwaldens durch die Franzosen am 9. September 1798.

 

Nach dem einleitenden Kapitel, in dem unter anderem Grundlagen, Begriffe und Methoden genauer erläutert werden, folgt mit Kapitel 2 eine kurze ökonomische, politisch-strukturelle und gesellschaftliche Beschreibung des Landes Nidwalden in der damaligen Zeit sowie in Kapitel 3 eine Darstellung der katholischen Erneuerung nach der Reformation. Letztere erfolgt für Nidwalden anhand eines kurzen biographischen Abrisses von Ritter Melchior Lussi. Die weiteren Kapitel widmen sich der Untersuchung selbst.

 

Die ordentlichen Kreuzgänge Nidwaldens nach Einsiedeln, Sachseln und zu kleineren Gnadenstätten innerhalb des Landes nahmen einen festen Platz im Jahresablauf ein. Dagegen wurden die ausserordentlichen Kreuzgänge v. a. bei nicht vorhersehbaren Ereignissen wie schlechtem Wetter, Seuchen und Krankheiten, Ungezieferplagen, Kriegen und Feuersbrünsten angesetzt. Neben diesen eher negativen Gründen gab es jedoch ausserordentliche Kreuzgänge, die mit einem feierlichen Ereignis, z. B. einer Volksmission oder der Translation einer Reliquie, einhergingen. Die Funktionen dieser kollektiven Wallfahrten bestanden in erster Linie im Streben nach Heil für ein ganzes Gebiet, im Bitten um Beistand oder in der Danksagung für ein gutes Jahr. Die durchgeführten Kreuzgänge waren jedoch weit mehr als nur Ausdruck der frommen Gesinnung der Menschen und ihrer Existenzbewältigung. Vielmehr boten sie Möglichkeiten zur Ablenkung, zur Abwechslung und zu einem kurzen Ausbruch aus dem harten Lebensalltag. Zusätzliche soziale Funktionen wie Geselligkeit, Informationsaustausch und Partnersuche lassen sich allenthalben vermuten, sind aber kaum nachweisbar. In diesem Kontext könnten die bereits von den Reformatoren kritisierten und teilweise immer noch vorhandenen Verfehlungen der Kreuzgangteilnehmer (wie etwa Trunksucht) genannt werden. Dass Wallfahrten und Kreuzgänge eine wirtschaftliche Bedeutung aufgewiesen haben, ist unbestritten. Für Nidwalden lag sie aber wohl eher auf der Ausgabenseite, da mittlere und grössere Wallfahrtsorte fehlten, welche Leute aus anderen Regionen anzogen und damit Geld ins Land brachten.

 

Ähnlich wie die Kreuzgänge besassen die Bruderschaften, sowohl die Laienbruderschaften als auch die geistlichen Fraternitäten, grundlegende Funktionen wozu die Sterbebegleitung, die Durchführung von Bestattungen und das Totengedächtnis für die Verstorbenen Mitglieder zählten. Beim Eintritt in eine Bruderschaft spielten zudem die Ablässe eine wichtige Rolle. Häufig brachte allein der Beitritt einen umfangreichen Ablass ein, und zusätzliche Leistungen versprachen eine weitere Reduzierung des Fegefeueraufenthalts. Aber während die geistlichen Fraternitäten ihre Aufgaben nur im seelsorgerischen Bereich sahen und wohl eher unbewusst eine zusätzliche ökonomische oder soziale Funktion erfüllten, stand bei den Laienbruderschaften mehrheitlich der handwerklich-ökonomische und gesellig-karitative Aspekt im Vordergrund. Der gesellig-karitative Aspekt zeigte sich dabei hauptsächlich in Form der durchgeführten Bruderschaftsmähler und der Unterstützung der in Not geratenen Mitglieder. Ausserdem lassen sich bei den Laienbruderschaften Ansätze zu politischen Netzwerken erkennen, indem sie Ratsmitglieder als Ehrendeputierte aufnahmen. Diese fungierten ihrerseits quasi als „Lobbyisten“ und vertraten die Interessen ihrer Bruderschaft im Rat.

 

Auch wenn der Glaube der Nidwaldner von sehr grosser Bedeutung war, so dürfen doch erhebliche Zweifel angebracht werden, dass sowohl bei den Kreuzgängen als auch bei den Bruderschaften das Handeln der Menschen einzig auf ihrer frommen Gesinnung basierte. Vielmehr war es ein Zusammenspiel religiös-frommer, ökonomischer und sozialer Motive.

Zugang zur Arbeit

Bibliothek

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